Frankfurt.

Mario Draghi, der Mann an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), wird in Deutschland oft dafür verantwortlich gemacht, dass die Zinsen auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten so niedrig sind wie nie zuvor. Und dass viele Sparer im vergangenen Jahr – die Inflationsrate berücksichtigt – sogar Geld verloren haben. Der EZB-Präsident weiß das sehr genau.

Dem Italiener ist bewusst, dass er auch 2014 mit dieser Kritik leben muss. Denn der rekordtiefe Leitzins von 0,25 Prozent, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, bleibt angesichts der ungelösten Schuldenkrise und der schwachen Konjunktur in der Eurozone sehr wahrscheinlich auf diesem Niveau – oder geht sogar nach weiter runter.

Draghi verteidigt seinen Kurs: „Würden wir die Zinsen anheben, würde das die Wirtschaft bremsen, Menschen würden ihre Arbeit verlieren. Die Ersparnisse würden über längere Zeit geringer sein“, betont der EZB-Präsident.

„Die EZB fixiert den Leitzins bei 0,25 Prozent“, sagt Ulf Kraus von der Landesbank Hessen-Thüringen. Vor 2015, sind sich fast alle Ökonomen sicher, wird Europas Zentralbank keine Zinswende einleiten. Das heißt: Die Spar-Zinsen bleiben niedrig.

Die Strategieder US-Notenbank

Bei den längerfristigen Zinsen – etwa für Bundesanleihen – wird es aber nach Ansicht von Experten 2014 zu einer leichten Normalisierung kommen. Bei zehnjährigen Bundesanleihen könnte die Rendite von rund 1,90 Prozent im zu Ende gehenden Jahr auf etwas mehr als zwei Prozent steigen.

Hauptgrund dafür ist die Entwicklung in den USA. Dort dürfte die Notenbank Fed allmählich ihre Strategie einstellen, jeden Monat 85 Milliarden Dollar in den Bankensektor und in die Wirtschaft zu pumpen, indem sie US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere aufkauft.

Das verbessert die Aussichten für die Sparer. Doch die Verzinsung dürfte niedrig bleiben. Das hat auch Lebensversicherer in Schwierigkeiten gebracht und nagt an der Garantieverzinsung für die Versicherten. Konnte bei einem Neuabschluss im Juli 2000 noch mit einem Garantiezins von vier Prozent gerechnet werden, sind es aktuell nur noch 1,75 Prozent. Die laufende Verzinsung ist mittlerweile auf etwa 3,5 Prozent gesunken. Wahrscheinlich wird es 2014 noch weiter nach unten gehen.

Mehr für dieErsparnisse tun

Andererseits bleiben Kredite und vor allem Immobiliendarlehen günstig. Mit Zinssätzen von etwa 2,6 Prozent für zehn Jahre ist Baugeld immer noch sehr preiswert. Vor fünf Jahren lag der Zehn-Jahres-Zins bei rund 4,5 Prozent, Anfang der 90er-Jahre bei neun Prozent. 2014, sagen Experten, sollten Verbraucher aber nicht mit weiter sinkenden Bauzinsen rechnen.

Sparer haben es zum Teil selbst in der Hand, mehr für ihre Ersparnisse zu tun – etwa dadurch, dass sie ihr Geld nicht einfach auf mickrig verzinsten Sparbüchern liegen lassen, sondern nach besser verzinsten Tagesgeldkonten schauen, in sichere zehnjährige Bundesanleihen investieren und gelegentlich auch solide Aktien kaufen.

Bei rund zwei Prozent für zehnjährige Bundesanleihen und einer von Volkswirten geschätzten Inflationsrate von 1,5 bis 1,7 Prozent im nächsten Jahr bleibt real sogar wieder ein kleiner Ertrag.