Essen. Für Bahnfahrer war 2013 ein nerviges Jahr. Die vielen Verspätungen spiegeln sich in der Zahl der Beschwerden bei der Schlichtungsstelle wider. Sie hat einen Rekordstand erreicht. Bis 30. Dezember seien 3306 Schlichtungsanträge, heißt es bei der Schlichtungsstelle.
Immer mehr nutzen Bahn statt Auto – und immer öfter hageln auch Beschwerden, wenn das Staatsunternehmen wegen der Juni-Flut, der Herbststürme, wegen der Krankheit der Stellwerker in Mainz oder auch wegen der Bergbau-Löcher unter den Gleisen des Ruhrgebiets den Kunden Verspätungen und Zugausfälle zumutet.
Im Jahr 2013 sind bei der Schlichtungsstelle für den Öffentlichen Personenverkehr (Söp) bis zum 30. Dezember 3306 Schlichtungsanträge von Bahnreisenden eingegangen – 50 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Hälfte der Fälle waren Verspätungen oder Ausfälle der Anlass.
„Kunden sind einfach verärgert“
In jedem dritten Fall hat es Ärger mit den Tickets gegeben. Die Söp weiß aber auch, dass für viele Beschwerdeführer noch anderes dahintersteckt: „Vielen Kunden geht es nicht ums Geld. Sie sind einfach verärgert. Sie wollen Entgegenkommen.“
Auch die Bahn selbst verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Zahl der Beschwerden. 1,2 Millionen wurden 2013 registriert. 2012 waren es 900.000. In der Bahn-Mitarbeiterzeitung „DB Welt“ wird die Empfangschefin des Reisezentrums in Berlin Hauptbahnhof zitiert: „Was mich ärgert ist, dass immer mehr Züge des Fernverkehrs unpünktlich sind oder als Ersatzzug ohne Reservierung fahren.“
Juristen arbeiten Schlichtervorschlag aus
In der Schlichtungsstelle landen ausschließlich die strittigen Beschwerden – und damit die schwierigsten Fälle. „Wir sind eine zweite Instanz“, sagt man in den Büros in der Berliner Fasanenstraße. Können Kunden mit der Bahn keine Einigung erzielen, versuchen die fünf bei der Söp beschäftigten Juristen, einen Schlichtervorschlag auszuarbeiten. Er wird gültig, wenn beide Seiten Ja sagen. Die Schlichtungsstelle, die auch Schlichter für unzufriedene Bus-, Schiffs- und teilweise Flug-Kunden ist, nennt eine Erfolgsquote von 90 Prozent.
Die Bahn verspricht Besserung. Die Zahl der Beschwerden in diesem Jahr gehe auf Einflüsse wie Extremwetter zurück, für die sie nicht verantwortlich sei, entschuldigt sie sich. Doch: Für die Bahn gelten Entschädigungsregeln auch dann. So hat der Europäische Gerichtshof geurteilt.