Frankfurt. .

An den deutschen Flughäfen hat der Gegenwind für die heimischen Fluggesellschaften zugenommen. Ob in München, Frankfurt oder Düsseldorf: Eine weitere Zunahme des Luftverkehrs trifft auf immer härteren Widerstand der lärmgeplagten Bürger.

Die Chefs von Lufthansa, Flughäfen und Gewerkschaften haben in einer ungewohnten Allianz gemeinsam Alarm geschlagen, denn auch von der Großen Koalition sehen sich die Flieger vernachlässigt. Am größten deutschen Airport in Frankfurt ist der Fluglärm-Protest auch zwei Jahre nach Inbetriebnahme der vierten Bahn nicht abgeebbt. Mit der angestrebten Regierungsbeteiligung der Grünen in Hessen könnte auch unter einem CDU-Ministerpräsidenten das Nachtflugverbot von sechs Stunden ausgeweitet werden. Auch der Bau des geplanten dritten Terminals steht wieder in Frage.

Dass es zu beiden Themen eine höchstrichterlich bestätigte Planfeststellung gibt, stört die Fluglärmgegner wenig. Denn die Betreibergesellschaft Fraport ist zwar eine im MDax notierte Aktiengesellschaft, gleichwohl hat die Politik mit der gemeinschaftlichen Mehrheit des Landes Hessen (31,4 Prozent) und der Stadt Frankfurt (20 Prozent) entscheidenden Einfluss. In den Wiesbadener Koalitionsverhandlungen tauchen daher Lärmpausen, Lärmobergrenzen und die erneute Prüfung des Terminal-Projekts auf.

Der Betriebsratschef von Lufthansa Cargo, Ralf Müller, rechnet mit Jobverlusten, sollte es in Frankfurt zu weiteren Einschränkungen kommen. Bereits das aktuelle Nachtflugverbot habe den Frachtflieger 40 Millionen Euro Jahresumsatz gekostet. Nun müsse die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Bestand haben, um die 700-Millionen-Euro-Investition in das neue Frachtzentrum der Lufthansa nicht zu gefährden. Weniger Lärm will Lufthansa Cargo mit dem Einsatz moderner Boeing 777-Jets erreichen, die schrittweise die lauten MD11-Flugzeuge ablösen sollen.

In Düsseldorf treffen die Pläne zur Erweiterung des Flugplans auf Widerstand. Der Flughafen will künftig deutlich mehr Flüge abwickeln und die zweite Start- und Landebahn flexibler nutzen. Die freiwillige Fortführung des Schallschutzprogrammes und höhere Verspätungsgebühren können die Fluglärm-Gegner nicht überzeugen, die weiterhin nur eine Salami-Taktik der Betreibergesellschaft erkennen können.

Der Flughafenverband ADV hat zudem die Sorgen der kleineren Flughäfen im Blick, die schwaches Passagierwachstum oder gar Verluste nicht so leicht wegstecken können wie die Großen. Nur 6 von 22 deutschen Verkehrsflughäfen machen unter dem Strich Gewinn, mahnt der ADV-Präsident und Münchener Flughafenchef Michael Kerkloh.

Wie groß die Schwierigkeiten sind, die Bürger den Flughäfen bereiten können, hat Kerkloh erst im vergangenen Jahr erfahren. In einem Bürgerentscheid lehnte eine Mehrheit der Münchner den Bau der dritten Startbahn ab und hat damit das Milliardenprojekt zumindest verzögert.