Warschau. Der Trend zur Kohlenutzung führt nach Ansicht von Klimaforschern zu einer Gefahr, “die über alles hinaus geht, was die Menschheit auf diesem Planeten erlebt hat“. 27 Klima- und Energieexperten sind überzeugt, dass sich das Problem mit emissionsarmen Kohleverbrennungstechnologien nicht lösen lässt.

Anlässlich des am Montag in Warschau beginnenden Kohlegipfels hat ein Zusammenschluss internationaler Klima- und Energiewissenschaftler eine Abkehr vom Kohlestrom gefordert. "Alternativen sind verfügbar und bezahlbar", heißt es in dem Appell, der unter anderem von Professor Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und von Professor Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung unterzeichnet wurde.

Die Wissenschaftler differenzieren zwischen der herkömmlichen Kohleverstromung und kohlebefeuerten Kraftwerken, die mit Systemen zum Abscheiden und Speichern von Kohlendioxid (CCS) ausgestattet sind. Nur derartige Kohlekraftwerke könnten niedrigere Emissionswerte als Gaskraftwerke ohne CCS erreichen und "darum als kohlendioxidarme Technologie angesehen werden".

Bei Berücksichtigung "externer Kosten von Gesundheits- und Klimaschäden" zeige sich aber, dass Strom aus erneuerbaren Quellen billiger als Strom aus fossilen Brennstoffen sei.

Beginn des Gipfels der Weltkohleorganisation (WCA) in Warschau

Kohle ohne die CCS-Technologie sei "nicht geeignet", das globale Klimaziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad einzuhalten, erklären die Wissenschaftler. Die Abwendung eines "gefährlichen Klimawandels" könne nur erreicht werden, wenn das Gros der fossilen Brennstoffreserven "unter der Erde" verbleibe.

Die derzeitigen Trends der Kohlenutzung förderten einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen, darunter extreme Hitzewellen und ein Ansteigen des Meeresspiegels, das hunderte Millionen Menschen betreffe.

Die European Climate Foundation hat für Montag in Warschau zu einer Pressekonferenz eingeladen, auf der das Anti-Kohle-Statement von 29 Forschern vorgestellt werden soll. Anlass ist der Beginn des zweitägigen Gipfels der Weltkohleorganisation (WCA) in Warschau, der unter dem Motto "Technologien für eine saubere Kohle - Möglichkeit und Innovation" steht und von der polnischen Regierung gefördert wird. Polen deckt derzeit 95 Prozent seines Strombedarfs mit Kohlekraftwerken. (afp/dpa)