Essen. .

Der ADAC schlägt Alarm. Alle Autobauer würden seit Jahren zu wenig gegen den Tacho-Betrug unternehmen, obwohl dies problemlos und für einen Euro pro Neufahrzeug möglich wäre. In der Folge würden jährlich über 2,3 Millionen Gebrauchtwagen mit nach unten manipulierter Kilometerangabe im Schnitt 3000 Euro zu teuer verkauft. Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Die spektakulären Zahlen beruhen auf der Hochrechnung der Polizei, nach dem 2011 ein international agierender Ring von Betrügern im Raum München aufgeflogen war, der im großen Stil mit manipulierten Gebrauchtwagen gehandelt hatte. Trotz der angeblich hohen Zahl sind die Betrugsfälle in der Praxis schwer zu erkennen, räumt selbst der ADAC ein. Der VDA hält wie Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg Essen und viele andere Autoexperten die Hochrechnung der Münchener Polizei für stark übertrieben. Die Staatsanwalt Bochum berichtet auf Nachfrage der NRZ nur von wenigen Einzelfällen im Jahr.

Hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer bei Tacho-Trick­sereien wird jedoch als hoch eingeschätzt, besonders bei jungen Fahrzeugen und Leasing-Rückläufern. In beiden Fällen lässt sich mit oft geringem Aufwand die Laufleistung auf der Tachouhr reduzieren, ohne dass dabei viele Dokumente wie das Serviceheft über einen längeren Zeitraum gefälscht werden müssen. Mit dem Betrug steigt der Wiederverkaufswert. Bei Leasingfahrzeugen wird dadurch eine Nachzahlung wegen zu viel gefahrener Kilometer vermieden.

Die VDA-Mitglieder wollen ab 2014 bessere elektronische Schutzsysteme einführen. Einen vollständigen Schutz gebe es aber nicht. Der Verband plädiert dafür, den Besitz von Geräten zur Tachomanipulation zu bestrafen. Experten hingegen glauben, viele Autos seien bereits ab Werk für Manipulationen „vorbereitet“, da die im Einsatz befindliche Elektronik nur unzureichend abgesicherte Software-Funktionen beinhaltet und demzufolge keinen adäquaten Schutz biete.