Nürnberg. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober nach Experten-Einschätzung erstmals seit 11 Monaten wieder unter die 2,8-Millionen-Marke gesunken.
Insgesamt seien in dem Herbstmonat in Deutschland rund 2,79 Millionen Männer und Frauen ohne Job gewesen, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken und Konjunkturforscher in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Sie berufen sich dabei auf eigene Berechnungen. Dies wären rund 60 000 Erwerbslose weniger als im September, aber noch rund 40 000 mehr als vor einem Jahr. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Mittwoch (30. Oktober) bekanntgeben.
Etwas optimistischer ist Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld. Er geht für den Oktober sogar von etwa 70 000 Arbeitslosen weniger im Vergleich zum September aus. Selbst nach Abzug saisonaler Effekte rechnet der Ökonom mit einem Rückgang um 15 000 Erwerbslose, während andere Volkswirte saisonbereinigt wenig Bewegung registrieren.
Tuchtfeld sieht bereits einen leichten Konjunkturschub auf dem Arbeitsmarkt - der falle aber "noch sehr moderat aus", schränkt er ein. "Da ist noch viel Unsicherheit bei den Unternehmen im Spiel: die Staatsschuldenkrise, die Unklarheit über die künftige Wirtschaftspolitik und andere Belastungsfaktoren."
Der Arbeitsmarktexperte des Münchener Ifo-Instituts, Steffen Henzel, hält die Schwächephase auf dem Arbeitsmarkt zwar ebenfalls für überwunden. "Das wird aber nicht gleich in vollem Umfang zu einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen führen", prognostiziert er. Für 2014 rechnet Henzel mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit. Dazu werde auch der Umstand beitragen, dass im kommenden Jahr wieder mehr Ältere aus dem Arbeitsleben ausscheiden als 2012 und 2011.
Ein Trend wird sich aber nach Einschätzung der Experten weiter fortsetzen: "Arbeitslosigkeit und Beschäftigung werden sich auch im kommenden Jahr weiter auseinanderentwickeln", prognostiziert etwa Deutsche-Bank-Volkswirt Heiko Peters. So dürften 2014 zwar weiterhin neue Arbeitsplätze entstehen. Da aber ein großer Teil davon mit Zuwanderern aus anderen EU-Ländern besetzt werde, könne von dieser positiven Beschäftigungsentwicklung nur ein Teil der Jobsucher profitieren, schätzt Peters. Trotz allem rechnet auch er im kommenden Jahr mit einem Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen um 60 000 auf rund 2,89 Millionen. Peters' Prognose fällt damit optimistischer aus als die aktuellen Erwartungen der Bundesagentur.