München. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im Oktober überraschend leicht eingetrübt. Doch der kleine Knick in der Aufwärtskurve des Ifo-Geschäftsklimaindex ändert den Wirtschaftsforschern zufolge nichts an den insgesamt guten Aussichten für die deutsche Wirtschaft.
Noch immer liegt der Wert des wichtigen Stimmungsbarometers auf hohem Niveau und bereits seit mehr als drei Jahren über der Marke von 100 Punkten. Im Oktober sank der Index im Vergleich zum Vormonat leicht von 107,7 auf 107,4 Punkte. Fachleute hatten mit einem Schritt nach oben auf glatt 108 Punkte gerechnet.
"Der weitere Geschäftsverlauf wird von den Unternehmen etwas weniger optimistisch als im Vormonat beurteilt", sagte der scheidende Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. Die Lage werde von den Firmen nur ein klein wenig schlechter bewertet. "Sie ist jedoch weiterhin überdurchschnittlich." Die deutsche Konjunktur nehme aber noch nicht volle Fahrt auf.
Ifo-Konjunkturexperte Steffen Henzel sagte, die Erholung der Wirtschaft verlaufe etwas weniger schwungvoll. "Auch weil sich die düsteren Wolken über den Krisenländern Südeuropas nur langsam verziehen." Auf eine Trendwende deute derzeit aber nichts.
Auch die Haushaltskrise in den USA, die in den vergangenen Wochen die Welt in Atem hielt, dürfte nur wenige Eindruck in den Chefetagen hinterlassen haben. Zwar wisse man nicht, wie sich die Werte ohne die dramatische Zuspitzung entwickelt hätten, doch da auch die Exporterwartungen der Firmen weiter nach oben auf einen neuen Jahreshöchstwert geklettert seien, dürfte die Besorgnis über die Lage in den USA kaum Auswirkungen auf die Stimmung in den Unternehmen gehabt haben, sagte Henzel. Insgesamt belege der Index weiter die starke Rolle der deutschen Wirtschaft in Europa und weltweit.
Ihre Lage beurteilten die befragten Unternehmen mit einem Wert von 111,3 Punkte beinahe unverändert, im September lag der Wert bei 111,4. Etwas deutlicher trübten sich die Erwartungen an die kommenden Monate ein. Dort sank der Wert von 104,2 auf 103,6 Punkte.
Insgesamt lege der Index wohl eine kleine Verschnaufpause ein, sagte Henzel. Insgesamt hält sich der Geschäftsklimaindex nun seit März 2010 über der Marke von 100 Punkten. Den letzten deutlichen Rückgang hatte es im Januar gegeben. Seither ging es lediglich im März und April zweimal in Folge leicht abwärts. Erst nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende.
Der von Fachleuten nicht erwartete Rückgang bremste allerdings einen anderen Rekordjäger. Der Dax reagierte am Freitag leicht negativ auf die Zahlen aus München. Unmittelbar nach der Index-Bekanntgabe durch das Ifo Institut fiel der Dax um 0,31 Prozent auf 8952,72 Punkte. Wann der Dax erstmals die Marke von 9000 Punkten knackt, bleibt nun weiter fraglich.