Oberhausen. . Die Fast-Food-Kette McDonald’s ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen: 64.000 Mitarbeiter zählt der Konzern allein in Deutschland. Was verdient ein Berufseinstieger? Was bekommt der Filialleiter? Ein Interview mit Personalchef Wolfgang Goebel über Niedriglöhne, Knochenjobs und Big-Mac-Preise.
Die Fast-Food-Kette McDonald’s lehnt Zeitarbeit oder Werkverträge ab. „In allen Restaurants von McDonald’s in Deutschland wird ein Tariflohn gezahlt“, sagt Personalchef Wolfgang Goebel im Interview mit DerWesten. Das Einstiegsgehalt liege bei 7,71 Euro pro Stunde. „Im Durchschnitt erreichen unsere Beschäftigten einen Stundenlohn von 10,34 Euro.“
Herr Goebel, für viele Menschen ist McDonald’s ähnlich wie Coca-Cola der Inbegriff eines US-Konzerns. Aber lässt sich die amerikanische Firmenkultur eigentlich eins zu eins auf Deutschland übertragen?
Wolfgang Goebel: Wir haben ein Grundprinzip bei McDonald’s: Jeder der sich anstrengt, kann es weit bringen. Das ist in Deutschland genauso gültig und wichtig wie in den USA. Bei McDonald’s kann man auch ohne Studium ganz weit nach oben kommen.
Vom Tellerwäscher zum Millionär – ernsthaft?
Goebel: Ich will nicht übertreiben. Aber für viele Menschen ist ihre Zeit bei McDonald’s der Einstieg in den Aufstieg. Wir leben dabei auch Werte vor, die schon im Elternhaus oder der Schule vermittelt werden sollten, aber heutzutage oft vermisst werden. Ich denke zum Beispiel an Teamarbeit, Disziplin oder den Grundsatz: Leistung zuerst. Insofern können wir ab und an auch so etwas wie eine Schule der Nation sein.
Ist ein Job bei McDonald’s nicht vor allem knallharte Arbeit bei vergleichsweise niedriger Bezahlung?
Goebel: Wer bei uns arbeitet, muss bereit sein, auch am Samstagabend an der Fritteuse oder der Spülstation zu stehen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Arbeitgeber attraktiv sind, auch bei der Bezahlung.
Wie steht es denn um die Löhne?
Goebel: In allen Restaurants von McDonald’s in Deutschland wird ein Tariflohn gezahlt. Beim Einstiegsgehalt heißt das hier: 7,71 Euro pro Stunde. Im Durchschnitt erreichen unsere Beschäftigten einen Stundenlohn von 10,34 Euro. Zeitarbeit oder Werkverträge gibt es bei uns nicht.
Was verdient ein Filialleiter bei McDonald’s?
Goebel: Im Schnitt rund 35.000 Euro im Jahr. Ihre Mitarbeiter wollen ordentlich bezahlt werden. Die Stromkosten steigen, viele Lebensmittel sind im Alltag teurer geworden. Ein Big Mac kostet im bundesweiten Durchschnitt aktuell 3,63 Euro.
Müssen sich Ihre Kunden auf steigende Preise einstellen?
Goebel: Es ist richtig, dass Löhne regelmäßig steigen, denn die Menschen sollen auch von ihrer Arbeit leben können. Gleichzeitig stehen wir natürlich in einem scharfen Wettbewerb um die Kunden. Hier die richtige Balance zu finden, ist eine große Herausforderung. Unser Ziel ist es, immer ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten.
Ihr Konkurrent Burger King ist in die Kritik geraten, weil das Unternehmen die Arbeit von Betriebsräten behindert haben soll. Befürchten Sie, dass der Ruf der Branche insgesamt leidet?
Goebel: Das gilt es natürlich zu verhindern. Wenn Tarifverträge nicht korrekt eingehalten werden, kann das ein Schaden für die gesamte Branche sein.
Wie geht McDonald’s denn mit seinen Betriebsräten um?
Goebel: Wir arbeiten gut mit den Arbeitnehmervertretern zusammen. Wir zählen knapp 100 Betriebsräte. Im Schnitt bleibt ein gewerblicher Beschäftigter drei Jahre lang bei McDonald’s.
Das spricht doch für eine vergleichsweise hohe Fluktuation...
Goebel: Die Lebenswege vieler unserer 64.000 Mitarbeiter sind bunt. Bei uns sind zahlreiche Abiturienten oder Studenten beschäftigt und etliche Mütter, die gerne in Teilzeit arbeiten möchten. Auch Menschen, die woanders durchgefallen sind, bekommen bei uns eine zweite Chance, wenn sie bereit sind, Leistung zu zeigen.
Wie wichtig sind Zuwanderer?
Goebel: Sehr wichtig. Unsere Beschäftigten stammen aus 130 verschiedenen Nationen. McDonald’s ist ein Schmelztiegel im positiven Sinne. Integrationsbeauftragte würden sagen: Bei uns gelingt das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Einfacher gesprochen: Gute Teamarbeit hängt bei uns nicht vom Pass ab!
Welche Rolle spielt, dass Ihre Mitarbeiter gut Deutsch sprechen?
Goebel: Wir weisen niemanden ab, der noch nicht fließend Deutsch spricht, aber gut zu uns passt. Um unsere Abläufe im Restaurant zu verdeutlichen, arbeiten wir viel mit grafischen Darstellungen. Das hat sich bewährt.
Derzeit gibt es etwas mehr als 1400 Restaurants von McDonald’s in Deutschland. Wollen Sie weiter expandieren und Mitarbeiter einstellen?
Goebel: Wir rechnen mit 20 bis 30 neuen Restaurants und damit rund 1500 zusätzlichen Beschäftigten in diesem Jahr.
Was halten Sie von der Idee „Veggie Day“, die Renate Künast von den Grünen hatte?
Goebel: Bei uns ist jeden Tag Veggie Day. Frau Künast ist herzlich eingeladen, sich von der Qualität unserer vegetarischen Produkte zu überzeugen.