Herzogenaurach. . Der starke Euro macht dem erfolgsverwöhnten Sportartikelhersteller bei seinen Geschäften in Russland, Japan, Brasilien, Argentinien und anderen wichtigen Märkten schwer zu schaffen. Nun hat der Vorstand die Gewinnerwartungen drastisch zusammengestutzt.

Beim lange Zeit erfolgsverwöhnten Sportartikelhersteller Adidas türmen sich die Probleme. Schon seit Monaten lassen sich Erlöse auf fast allen Kontinenten wegen schwacher Währungen nicht im erhofften Maß in Euro ummünzen, die Wirtschaftskrise in Südeuropa belastet das Geschäft, die Golf-Saison lief schlecht. Dass Adidas nun der Start eines neuen Vertriebszentrums nahe Moskau missriet, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Vorstandschef Herbert Hainer kassierte das Gewinnziel für das laufende Jahr und schraubte die Umsatzerwartungen abermals zurück. Russland ist für Adidas der drittgrößte Markt nach den USA und China.

Hainer hatte vor sechs Wochen die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr gesenkt, aber die Gewinnprognose von 890 bis 920 Euro ausdrücklich bekräftigt. Nun die Kehrtwende: Hainer traut dem Konzern nur noch einen Gewinnanstieg auf 820 bis 850 Millionen Euro zu. Und der Umsatz dürfte selbst bei Herausrechnung der Währungseffekte kaum noch steigen - bisher hatte Hainer einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich für möglich gehalten.

Leere Golfplätze und die Währungsfalle

In Russland, Japan, Brasilien, Argentinien und anderen wichtigen Märkten macht Adidas die Abwertung der Währungen gegenüber dem Euro seit Monaten zu schaffen. Der Lokalrivale Puma, der viel stärker als Adidas mit hausgemachten Sortimentsproblemen kämpft, klagt ebenfalls über den schwachen Yen und hat deshalb Preiserhöhungen in Japan angekündigt. Mit Spannung blickt die Branche auf den Weltmarktführer Nike, der in der kommenden Woche seine Quartalszahlen vorlegt. Die Analysten der Deutschen Bank sehen Adidas als europäischen Konzern in der Wechselkursfalle: "Eigentlich sind alle Währungen im dritten Quartal gegen Adidas gelaufen und die Situation wird sich bis zum vierten Quartal nicht verbessern."

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Zudem läuft das Geschäft der Golfartikelbranche in Nordamerika schleppend, was dem deutschen Konzern bei seiner Golfmarke TaylorMade zusetzte. Schlechtes Wetter hatte die Spieler im Sommer von den Golfplätzen ferngehalten. In den USA ist das langjährige Probblemkind Reebok gerade dabei, wieder auf die Beine zu kommen.

Nun sorgte in Russland die Umstellung auf ein neues Distributionszentrum für einen Engpass im Vertrieb. "Die Schwäche des Golf-Marktes ist keine echte Überraschung, aber die Vertriebsprobleme in Russland kamen völlig unerwartet", kommentierten die Analysten von Raymond James. Adidas-Chef Hainer zeigte sich zuversichtlich, dieses Anlaufproblem zu Beginn des vierten Quartals zu lösen. In Russland erwirtschaftete Adidas im vergangenen Jahr rund sieben Prozent seiner Erlöse.

Nun soll's der Fußball richten

Börsianer, die das Ausmaß der Krise weniger dramatisch eingeschätzt hatten, regierten verschnupft: "Die Gewinnwarnung dürfte einiges an Vertrauen zerstören, weil das Unternehmen mit dem Quartalsbericht einige Befürchtungen heruntergespielt hat", sagte ein Händler. Die Adidas-Aktie stürzte um 4,2 Prozent auf 79,14 Euro ab und war größter Verlierer im Dax.GDAXI>. Die Titel hatten Anfang August ein Jahreshoch von 88,50 erreicht, waren dann aber bereits abgerutscht, als der Konzern mit seinen Quartalszahlen erste Probleme einräumte.

Was die mittelfristige Geschäftsentwicklung angeht, zeigte sich Hainer ungebrochen optimistisch. Vom Jahresende an erwartet Adidas einen Schub durch die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Brasilien. Operativ laufe das Geschäft weiterhin gut, die Marken des Konzerns seien stark gefragt. Deshalb werde das Geschäft "im vierten Quartal und auch darüber hinaus definitiv wieder an Dynamik gewinnen". Im Schlussquartal sollten sich Umsatz und Gewinn "sehr positiv entwickeln". (rtr)