Berlin. .
Mit neuen Finanzierungsmodellen werben Ökoenergiefirmen verstärkt um private Kapitalanleger. Es geht darum, Millionen oder gar Milliarden Euro hereinzuholen, um Sonnen-, Wind- und andere Kraftwerke für regenerative Energien zu bauen. Die Unternehmen bieten dafür lukrative Zinsen von nicht selten sechs Prozent jährlich. Die Stiftung Warentest mahnt Privatanleger allerdings zur Vorsicht.
Die juwi-Gruppe ist einer der größten Projektentwickler in der Branche der erneuerbaren Energien. Für 2013 plant sie, allein in Deutschland etwa 120 neue Windkraftwerke zu errichten. Projektvolumen: bis zu 600 Millionen Euro. Die Firmentochter juwi Bau Festzins GmbH wirbt nun von Privatanlegern 30 Millionen Euro ein, um die Zwischenfinanzierung eines Teils dieser Anlagen während des Baus und der Inbetriebnahme zu sichern.
Den Anlegern verspricht die Firma Zinsen von 4,5 Prozent im ersten, 5,5 Prozent im zweiten und 6,5 Prozent jährlich ab dem dritten Beteiligungsjahr, wenn sie ein sogenanntes Nachrangdarlehen zeichnen, das jährlich kündbar ist. „Rund 16 Millionen Euro haben Privatinvestoren bereits angelegt“, sagt Sven Moormann, Sprecher von juwi Invest, die die Anlage vermittelt.
Nachrangdarlehen bedeutet: Käme es zur Insolvenz, würden erst vorrangige Gläubiger bedient, bevor die Zeichner des Nachrangdarlehens Geld zurückerhielten. Jedoch gebe es weder andere Kreditgeber, noch beabsichtige man, vorrangige Darlehen aufzunehmen, heißt es bei juwi. Moormann weist daraufhin, dass die „Konzernmutter“ dafür garantiere, „auch potenzielle Jahresfehlbeträge der Emittentin auszugleichen“.
„Manchmal wissen die Privatanleger nicht, dass sie solche Risiken eingehen“, sagt Renate Daum von der Stiftung Warentest. „Für die Altersvorsorge eignet sich ein Nachrangdarlehen nicht.“ Im Hinblick auf die langfristige Absicherung solle man stattdessen Produkte auswählen, bei denen das Verlustrisiko geringer sei, so Daum. Sie rät, für Nachrangdarlehen und ähnliche Anlagen nur Mittel zu verwenden, „auf die man zur Not auch verzichten kann“.
Schärfer setzt sich die Stiftung Warentest mit der Ökoenergie-Firma Prokon Regenerative Energien GmbH aus Itzehoe auseinander. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Finanztest ist ein Artikel mit dem Titel „Prokon dreht ein großes Ding“ erschienen, der sich mit sogenannten Genussrechten beschäftigt. Nach Angaben von Prokon selbst sind Genussrechte „eine Mischung aus einem festverzinslichen Wertpapier und einer unternehmerischen Beteiligung“. Anleger können ab 100 Euro einsteigen und sollen mindestens sechs Prozent Zinsen erhalten. Die Höhe der tatsächlich gezahlten Verzinsung hängt jedoch davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation der Firma entwickelt.
Renate Daum sagt dazu: „Der Prokon-Verkaufsprospekt für die Genussrechte enthält keine Kapitalflussrechnung“. Privatanleger könnten kaum bewerten, „aus welchen Quellen die Mittel kommen“, die für Rückzahlung von Genussrechten und Zinsen zur Verfügung stehen – zu riskant für Privatanleger.
Insgesamt suche die „Ökoenergiebranche schon eine ganze Weile nach neuen Varianten, um Kapital einzuwerben“, sagt Daum. Dies habe auch damit zu tun, dass früher oft genutzte geschlossene Fonds unter Problemen litten. Teilweise erhalten Anleger erhielten weniger Kapital zurück als sie investiert haben. Auch deshalb hat die Nachfrage nach Ökoenergiefonds nachgelassen.