Brüssel. .
Für wenige Bemühungen hat die Brüsseler EU-Kommission so viel Beifall bekommen wie für die Drosselung der einstmals exorbitanten Roaming-Gebühren. Derzeit sind die Aufschläge für Handy-Telefonate im Ausland bei 24 Cent pro Minute gedeckelt. Doch Telekom-Kommissarin Neelie Kroes will die Gebühren ganz abschaffen. Ihre Pläne haben schon im Vorhinein die Branche in Aufregung versetzt.
Auch wenn nicht mehr die Mondpreise zu entrichten sind wie vor wenigen Jahren, ist das Roaming für viele ein beträchtliches Ärgernis: Beim Telefonieren, Surfen oder Simsen mit dem Mobil-Gerät kommen im Ausland immer noch erkleckliche Beträge zusammen. Und zwar, meint Kroes, ohne technischen Grund: Die Verbindungen dürften nicht teurer sein als in der Heimat. Das zu erreichen, ist eines der Hauptziele in einem Maßnahmenbündel zur Vollendung eines europäischen Binnenmarkts in der Telekommunikation, das die Niederländerin heute vorlegen will.
Danach sollen Telekom und Co. spätestens in der Urlaubssaison im Sommer 2014 auf die lukrativen Gebühren verzichten. Anbieter, die das nicht tun, müssten dafür sorgen, dass ihre Kunden bei jedem Aufenthalt im Ausland mit ein paar simplen Tasten-Klicks zu einem einheimischen Versorger wechseln und sich so das Roaming sparen können.
Aigner lobt Brüsseler Ansatz
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) lobte den Brüsseler Ansatz. Entscheidend sei allerdings, dass die Anbieter nicht an anderer Stelle mehr verlangten. „Vor solchen Überlegungen kann ich die Telefonkonzerne nur warnen“, erklärte die Ministerin. Die Sorge ist nicht unbegründet: Die Mobilfunk-Unternehmen sind von Kroes’ Plänen alles andere als erbaut. Sie weisen darauf hin, dass der Wegfall der Einnahmen zulasten von nötigen Investitionen in den Netz-Ausbau gehen könnte.
Für Ärger könnte auch ein weiterer Punkt im Kroes-Paket sorgen. Die Kommissarin will nämlich genehmigen, dass die Anbieter nicht jedem Kunden für jeden Dienst dieselbe Qualität von Internet-Zugang liefern, sondern sich höhere Geschwindigkeit auch höher bezahlen lassen.
Dann wären bestimmte Dienste wie YouTube oder Google womöglich nur noch gegen Aufschlag zugänglich.