Redmond/Espoo. .

Nokia-Handys kommen künftig von Microsoft. Der kriselnde finnische Handyhersteller rettet sich in die Arme des US-Softwareriesen. Die Amerikaner übernehmen die Mobiltelefon-Sparte des einstigen Weltmarktführers für 5,44 Milliarden Euro.

Der finnische Handy-Pionier hat den Wandel hin zu den boomenden Smartphones verpasst und ist immer weiter hinter die neuen Platzhirsche Samsung und Apple zurückgefallen. Den Niedergang der Nokia-Handys erlebten auch die Menschen im Ruhrgebiet hautnah mit, als die Finnen ihr Werk in Bochum 2008 schlossen. Mit dem Verkauf der Verluste schreibenden Sparte schrumpft Nokia um die Hälfte und ist künftig vor allem im Netzwerkgeschäft aktiv.

Die Transaktion ist das Vermächtnis des scheidenden Microsoft-Chefs Steve Ballmer, der von einem „kühnen Schritt in die Zukunft“ sprach. Der US-Gigant soll künftig Software und Geräte aus einer Hand herstellen. Nokia-Chef Stephen Elop, der als heißer Kandidat für die Ballmer-Nachfolge gilt, soll voraussichtlich nach dem Abschluss der Übernahme im ersten Quartal 2014 mit vier Spitzenmanagern und 32 000 Mitarbeitern zu Microsoft wechseln.

Elop soll zunächst die Geräte-Sparte von Microsoft leiten. Damit wird er für eine der größten Baustellen des US-Konzerns zuständig sein: Konkurrenten wie Apple setzten dem Konzern mit neuen Geräten zu, Betriebssysteme wie Googles Android machten sich auf Smartphones und Tablet-PCs breit. Deren Triumphzug konnte Microsoft ebenso wie Nokia wenig entgegensetzen. Doch für Elop könnte der Posten nur eine Zwischenstation auf dem Weg an die Microsoft-Konzernspitze sein. Ballmer hatte unlängst seinen Abgang bis zum Sommer kommenden Jahres angekündigt und selbst Elop ins Gespräch gebracht. Er sei ein ernstzunehmender Anwärter, sagte er der „Seattle Times“.

Google hat Motorola übernommen

Mit dem Nokia-Deal schlägt Microsoft offenbar einen ähnlichen Weg ein wie der Internetriese Google, der den kriselnden Handybauer Motorola übernahm, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten.

Nokia wiederum kam zuletzt immer stärker ins Stolpern und häufte Verluste an. Die mit viel Werbung gestarteten neuen Lumia-Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone kamen bei der Kundschaft nicht so gut an wie erhofft. Gleichzeitig brach die bisherige Stütze des Geschäfts – der Verkauf von günstigen Handys – ein.

Nokia ist noch immer der zweitgrößte Handyhersteller der Welt mit einem Marktanteil von 14 Prozent. Allerdings spielt der Konzern im Geschäft mit den immer wichtigeren Smartphones praktisch keine Rolle. Microsofts Erfolg bei Betriebssystemen für Handys ist an die Entwicklung Nokias gekoppelt. Der Nokia-Konzern, der in seiner 148-jährigen Geschichte Produkte von Fernsehern bis hin zu Gummistiefeln verkaufte, verbleibt nun als Netzwerkausrüster. In dem Geschäft, das zuletzt rund die Hälfte des bisherigen Konzernumsatzes ausmacht, arbeiteten die Finnen sechs Jahre lang mit Siemens zusammen. Die Hälfte der Münchner an der gemeinsamen Tochter NSN übernahmen die Finnen erst kürzlich.