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Die Debatte um Werkverträge entwickelt sich zum Wahlkampf-Schlager. Nicht nur einige Bundesländer wollen mit ihrer Bundesratsinitiative dieser Form der Leiharbeit einen Riegel vorschieben. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geißelt die „Auswüchse“ der Werkverträge.
In einem Interview mit dem Magazin „Focus“ bezeichnete sie Werkverträge als „im Grunde sinnvolles Instrument“. Wo Auswüchse jedoch zu „Schlupflöchern“ werden, „um den Beschäftigten vernünftige Bedingungen zu verweigern, werden wir das nicht hinnehmen“, so die Kanzlerin.
Am 17. August hatte die Regierungschefin ihre Kritik noch schärfer formuliert. Es sei „schamlos“, wenn Werkverträge abgeschlossen würden, um die Löhne von osteuropäischen Arbeitern zu drücken.
Lohndumpingland Deutschland
Auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kritisiert den wachsenden Missbrauch von Werkverträgen, um Tarifbestimmungen zu unterlaufen.
Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) beklagt dagegen die Tatenlosigkeit der Bundesregierung. „Der Bund drückt sich vor der Einführung des Mindestlohns“, sagte Anja Weber, Gewerkschaftssekretärin bei der NGG in NRW, dieser Zeitung. Ein Mindestlohn sei das einzige wirksame Instrument, die unwürdigen Bedingungen in der Fleischbranche zu beenden. „Deutschland gilt in der Fleischindustrie schon als Lohndumpingland. In Dänemark und Frankreich werden Stellen abgebaut und nach Deutschland verlagert, weil es hier so billig ist“, so Weber. NGG und IG Metall fordern darüber hinaus mehr Mitspracherechte der Betriebsräte in Unternehmen bei Entscheidungen über Werkverträge.