Essen.. Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger will die mächtige Rolle der Krupp-Stiftung, die 25,3 Prozent am Konzern hat, erhalten. „Es ist ganz wichtig, dass wir einen verlässlichen Ankeraktionär haben und auch erhalten“, sagte Hiesinger dem „Spiegel“. Dem Angebot der RAG-Stiftung erteilte er eine Absage.
Nachdem Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger in der vergangenen Woche erneut einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro verkünden musste und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dem trudelnden Technologie- und Stahlkonzern moralischen Zuspruch leistete, sucht Hiesinger selbst die Offensive.
Das Nachrichtenmagazin „Focus“ porträtiert den 53-Jährigen in der aktuellen Ausgabe als Manager mit dem „schwierigsten Job in der Riege der Dax-Konzerne“. Sein Image als Anpacker und Macher versucht Hiesinger, der auf dem elterlichen Bauernhof in Württemberg den Traktor selbst reparierte, auch in einem Interview mit dem „Spiegel“ zu schärfen.
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Die Avancen von Werner Müller, Chef der mächtigen RAG-Stiftung, Thyssen-Krupp mit Krediten unter die Arme zu greifen, weist der Konzernchef brüsk zurück. Die RAG-Stiftung könne ja „unsere Aktien am freien Markt kaufen“, sagt Hiesinger spitz. Um Hilfe habe er Müller nicht gebeten.
Hiesinger will das Stahlgeschäft von ThyssenKrupp nicht verkaufen
Ob Thyssen-Krupp eine Kapitalerhöhung anstrebt, habe der Vorstand noch nicht beschlossen. Sollte es dazu kommen, sieht Hiesinger die starke Rolle der Krupp-Stiftung, die derzeit 25,3 Prozent am Konzern hält, nicht gefährdet. Auch nach einer Kapitalerhöhung könne die Stiftung noch „ungewollte Entscheidungen verhindern“.
Der „Mythos einer Sperrminorität von 25 Prozent“ müsse endlich einmal geradegerückt werden, sagte Hiesinger. „Dafür reicht auch weniger, etwa 20 Prozent“. Hiesinger will die mächtige Rolle der Krupp-Stiftung, die 25,3 Prozent am Konzern hat, erhalten. „Es ist ganz wichtig, dass wir einen verlässlichen Ankeraktionär haben und auch erhalten. Das tut uns gut.
Eine ungewollte Entscheidung könnte die Übernahme des Konzerns oder dessen Zerschlagung sein. Dem Verkauf des Stahlgeschäfts jedenfalls erteilte Hiesinger in dem Interview erneut eine klare Absage.
ThyssenKrupp macht Milliardenverlust
Thyssen-Krupp hatte in der vergangenen Woche für die ersten neun Monate 2013 einen Verlust von 1,205 Milliarden Euro gemeldet - vor allem wegen der Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Amerika. Die Eigenkapitalquote sank auf acht Prozent. Das Magazin „Focus“ berichtet unter Berufung auf Konzernkreise, Thyssen-Krupp wolle die Quote wieder deutlich steigern. Zugleich warnte ein namentlich nicht genannter Thyssen-Krupp-Manager in der Zeitschrift vor Risiken für das europäische Stahlgeschäft, falls die EU die Befreiung stromintensiver Firmen von der Ökostrom-Umlage kippt.
Hiesinger sprach sich im „Spiegel“ dafür aus, dass die Krupp-Stiftung ein „verlässlicher Ankeraktionär“ bleibt. Ende Juli war der jahrzehntelange Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, im Alter von 99 Jahren gestorben. Ein Nachfolger ist noch nicht benannt. Zu den Versuchen, die Stahlwerke in Brasilien und in den USA zu verkaufen, sagte Hiesinger: „Wir verhandeln intensiv mit einem führenden Bieter.“