Frankfurt/Main. Mitten in den Ferien hat die Vereinigung Cockpit LTU-Piloten am Dienstag zum Streik aufgerufen. Auch der Flughafen Düsseldorf war von der Arbeitsniederlegung betroffen. Allerdings halten sich die Auswirkungen in Grenzen, weil LTU Ersatzpiloten organisiert hatte.
Mitten in der Reisezeit hat die Vereinigung Cockpit (VC) die Piloten der zur Air Berlin gehörenden Fluggesellschaft LTU zu einem zehnstündigen Streik aufgerufen. Der Arbeitskampf begann am Dienstag um 11.30 Uhr und war bis 21.30 Uhr terminiert, wie der Berufsverband mitteilte. Aufgerufen waren Piloten für 35 Flüge von den Flughäfen Düsseldorf, München, Berlin-Tegel und Frankfurt am Main. Laut Air Berlin wurde das Flugprogramm trotzdem «nahezu wie gewohnt» absolviert.
Ein innerdeutscher Flug sei gestrichen worden, die Passagiere habe man umgebucht, sagte Air-Berlin-Sprecher Hans-Christoph Noack am Nachmittag. Bei einem Flug von München nach Mexiko habe es eine Verspätung von rund sechs Stunden gegeben. Zwei weitere innerdeutsche Flüge habe man außerdem zu einem Flug zusammengefasst worden. Insgesamt sei es gelungen, die streikwilligen LTU-Piloten durch Mitarbeiter der Air Berlin nahezu komplett zu ersetzen, sagte der Sprecher.
Air Berlin hatte die LTU im August 2007 übernommen. Ihre Langstreckenjets werden auf Strecken in die Dominikanische Republik, in die USA, nach Kanada und auf die Malediven eingesetzt. Laut VC beschäftigt die LTU insgesamt 370 Piloten. Air Berlin hat nach eigenen Angaben rund 800 Piloten.
Cockpit verweist auf Urabstimmung im Februar
Die Tarifverhandlungen waren nach Angaben der VC im Februar gescheitert. Die VC-Mitglieder der LTU hatten daraufhin Ende März mit 98,7 Prozent Ende März für Arbeitskampfmaßnahmen votiert. Die Vereinigung Cockpit fordert neben einer Neuregelung von Vergütungsbestandteilen auch die Sicherung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller Piloten in der Air-Berlin-Gruppe. Ende Juli seien diese Bemühungen erneut gescheitert, hieß es.
Das Angebot des Arbeitgebers zum Vergütungstarifvertrag sei nicht ausreichend. «Deswegen ließen sich Unannehmlichkeiten für die Passagiere und andere Beschäftigtengruppen nunmehr nicht mehr verhindern. Die VC bedauert dies außerordentlich», hieß es in der Mitteilung der Vereinigung Cockpit.
Arbeitgeber sprechen von «sehr gewagter» Gehaltsforderung
Air Berlin erklärte dagegen, die Vereinigung Cockpit habe erstmals an diesem Montag konkrete Gehaltserhöhungen gefordert. Das Volumen sei mit rund 11 Prozent angesichts der prognostizierten Verluste im Luftverkehr «sehr gewagt». Air Berlin habe im Gegenzug eine Erhöhung von 2 Prozent rückwirkend ab Januar und bis zum 31.03.2010 angeboten. Für den Fall, dass die Inflationsrate in dieser Zeit höher sein sollte als die Erhöhung, habe Air Berlin einen zusätzlichen Ausgleich in Aussicht gestellt.
Beide Verhandlungsseiten hätten sich darauf verständigt, am (morgigen) Mittwoch einen weiteren Gesprächstermin für eine weitere Runde zu vereinbaren. Deswegen habe man den Streik am Dienstag «mit großer Verwunderung» aufgenommen, sagte Noack.
Zudem äußerte der Sprecher rechtliche Bedenken. Bei der von der Gewerkschaft angeführten Urabstimmung aus dem Februar sei es um ein Gesamtpaket zur Integration von LTU in Air Berlin gegangen. Deswegen könne die Abstimmung nicht für den Ausstand jetzt herangezogen werden. Dies sei möglicherweise ein Verstoß gegen die Friedenspflicht. (ap)