Mainz. .

Erstmals ist ein wichtiger Abschnitt des deutschen Bahnnetzes wegen Personalnot weitgehend lahmgelegt. Knappheit an Fahrdienstleitern, Urlaub und ein plötzlicher Anstieg von Krankmeldungen führen derzeit dazu, dass zahlreiche Züge die linksrheinische Strecke um den Mainzer Hauptbahnhof nicht anfahren können. IC-Züge aus dem Ruhrgebiet werden größtenteils umgeleitet. Die „angespannte Lage“, so ein Bahnsprecher, könne noch bis zum Monatsende anhalten. Man bemühe sich um zusätzliches Personal.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG fürchtet, die dramatische Zuspitzung in Mainz werde „kein Einzelfall“ bleiben. Sie sei Folge falscher Personalpolitik und könne während der Urlaubszeit auch in anderen Ballungsgebieten eintreten. „Das kann demnächst auch im Ruhrgebiet, in Köln oder Düsseldorf passieren“, sagt EVG-Sprecher Uwe Reitz. Die 12 000 Fahrdienstleiter der Bahn AG, im Schnitt 55 Jahre alt, schieben laut Reitz eine Million Überstunden vor sich her. Sie haben kaum Chancen, die Mehrarbeit abzubauen, was auf ihre Gesundheit durchschlägt. Zudem fehlten bundesweit 1000 Mitarbeiter in Stellwerken. Die Lage ist ernst. Die Bundesnetzagentur lässt untersuchen, wie weit die Bahn ihrer Pflicht zur Aufrechterhaltung des Netzes nachkommt. Doch manche Stimmen sagen, es könne durchaus sein, dass in Mainz gerade ein neuer Konflikt der rivalisierenden Gewerkschaften EVG und GdL auf die Spitze getrieben wird.