Nürnberg. Ob Immobilien, Autos oder auch nur ein neuer Bikini: Die Deutschen geben ihr Geld derzeit lieber aus als zu sparen. Das Konsumklima war das letzte Mal zu Vorkrisenzeiten im September 2007 besser als jetzt.

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist so gut wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Den Bürgern sitzt das Geld locker, sie rechnen mit höheren Einkommen und einer anziehenden Konjunktur. "Anhaltend stabile Beschäftigungsaussichten sowie eine moderate Inflationsrate lassen den Optimismus im Juli noch einmal ansteigen", teilte das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag in Nürnberg mit. Der Konsumklimaindex für August kletterte dadurch auf 7,0 Punkte, nach 6,8 Zählern im Juli.

"Das Konsumklima kann jetzt im Hochsommer seinen Aufwärtstrend fortsetzen", erläuterte GfK-Experte Rolf Bürkl der Nachrichtenagentur dpa. "Der wesentliche Grund sind die stabilen Bedingungen, vor allem die Situation auf dem Arbeitsmarkt und damit einhergehend die gute Einkommensentwicklung. Da zeigt sich gerade auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, dass Deutschland hier überaus stabil und positiv dasteht."

Sommerwetter macht gute Laune

Ein weiterer Grund könne das Sommerwetter der vergangenen Wochen sein. "Wenn wie im Moment stabil schönes und warmes Wetter herrscht, schlägt sich das positiv auf die Stimmung nieder", erläuterte Bürkl. Das persönliche Befinden wiederum beeinflusse die Antworten auf die Fragen der repräsentativen monatlichen Konsumklima-Umfrage unter rund 2000 Bundesbürgern.

Bürkl gab noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: "Man muss vielleicht auch ein bisschen in Rechnung stellen, dass momentan die Situation in Deutschland sehr ruhig ist." Derzeit seien kaum negative Nachrichten zu hören und zu lesen. "Das hängt vielleicht auch mit den anstehenden Wahlen zusammen."

Niedrige Zinsen machen Sparen unattraktiv

In der Folge konnte die Anschaffungsneigung ihr hohes Niveau im Juli noch einmal toppen und erreichte den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren. "Nach wie vor halten die Verbraucher es mehrheitlich für ratsam, größere Anschaffungen zu tätigen", erläuterte die GfK. Aufgrund der niedrigen Zinsen sei die Alternative, das Sparen, derzeit reichlich unattraktiv. Da viele Menschen ihr Geld in hochwertige Investitionen wie Immobilien steckten, profitierten auch die Möbelbranche oder auf energetische Sanierungen spezialisierte Handwerker.

Die Konjunkturaussichten beurteilen die Verbraucher seit Ende 2012 wieder positiver, liegen damit aktuell aber erst leicht über dem langjährigen Durchschnittswert. Grund ist die hartnäckige Rezession in der Eurozone. Diese wirkt sich jedoch nicht auf die im Juli spürbar gestiegene Einkommenserwartung aus, die sich maßgeblich am stabilen Arbeitsmarkt in Deutschland und den zurückliegenden Tarifabschlüssen orientiert.

Keine Ende der positiven Stimmung in Sicht

Für die GfK-Konsumexperten ist deshalb kein Ende der positiven Verbraucherstimmung in Sicht - im Gegenteil: "Damit behauptet der private Konsum seine wichtige Stellung als verlässliche Stütze der deutschen Konjunktur", hieß es am Dienstag. Sofern die Schuldenkrise nicht erneut ausbreche, dürften die Verbraucherausgaben in diesem Jahr real um ein Prozent zunehmen. (dpa)