München. Machtmensch, Stratege, Siemensianer: Der designierte Konzernchef Joe Kaeser arbeitet Zeit seines Berufslebens bei Siemens. Die Schmiergeldaffäre hat er unbeschadet überstanden. Am Rauswurf Peter Löschers hat der mutmaßliche Nachfolger fraglos einen Anteil.

Josef Käser – so heißt der designierte Siemens-Chef zumindest laut Geburtsurkunde. Seit seiner Rückkehr aus den USA im Jahr 1999, wo der Manager zuvor vier Jahre lang für den Konzern tätig war, nennt er sich nur noch Joe Kaeser. Das klingt weltläufig – und entspricht dem Selbstverständnis des Mannes, der am 23. Juni 1957 im Bayerischen Wald geboren wurde.

Wer Kaesers Auftritte an der Seite des scheidenden Siemens-Chefs Peter Löscher verfolgt hat, dem wurde klar, dass sich der eloquente Finanzchef schon länger für den eigentlichen Siemens-Boss hält. Am Rauswurf Löschers hat sein mutmaßlicher Nachfolger fraglos einen Anteil. Kaeser gilt als Machtmensch.

Ein Siemens-Eigengewächs

Der Manager, dessen Markenzeichen bis vor kurzem ein markanter Schnauzbart war, ist ein echtes Siemens-Eigengewächs. Zeit seines Berufslebens arbeitet er im Haus. Bevor er das Finanzressort übernahm, war er Strategiechef und Vorstand in der inzwischen verkauften Sparte Informationstechnologie, die auch das Zentrum des Korruptionsskandals war. Auf Kaeser abgefärbt hat die Affäre indes nicht.

Kaeser kennt die Verästelungen des komplexen Gemischtwarenladens. Und er weiß, wie Siemens tickt. Unlängst betonte er die Bedeutung der Rhein-Ruhr-Region für Siemens. Von bundesweit rund 130 000 Mitarbeitern beschäftigt Siemens etwa 20 000 in NRW. Allein im Werk Mülheim sind es mehr als 4600 Beschäftigte.