Schwäbisch Gmünd/Stuttgart. Asylbewerber sollten Bahnreisenden während eines Bahnhofs-Umbaus die Koffer tragen - für 1,05 Euro pro Stunde. Mehr können sie dafür nach dem Gesetz gar nicht bekommen. Der Bahn ist der mickrige Stundenlohn offenbar erst jetzt bekannt geworden. Sie steigt aus dem Projekt aus.
Die Deutsche Bahn steigt aus einem Projekt der Stadt Schwäbisch Gmünd aus, bei dem Asylbewerber während eines Umbaus am Bahnhof beim Koffertragen helfen sollten. Dafür sollten sie 1,05 Euro pro Stunde bekommen - mehr erlaubt das Gesetz nicht.
"Die konkreten Beschäftigungsbedingungen sind der Deutschen Bahn erst jetzt bekanntgeworden", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Stuttgart mit. Arbeitsverhältnisse zu solchen Konditionen könne die Bahn nicht unterstützen, wie es weiter hieß.
Bahn schickt eigene Mitarbeiter zum Tragen
Sie will nach eigenen Angaben von diesem Donnerstag an im Gmünder Bahnhof selbst Mitarbeiter einsetzen, die den Fahrgästen beim Gepäcktransport über eine Treppenbrücke Hilfe anbieten sollen. Diese würden nach den Tarifen der Bahn bezahlt, sagte ein Sprecher. Das freiwillige Projekt mit den Asylbewerbern hatte am Montag begonnen und sollte im Test zunächst bis Ende August laufen.
Die Idee für die Aktion, die mit der Bahn und dem Landkreis Ostalbkreis umgesetzt wurde, stammte von Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU). "Ich bin enttäuscht und auch traurig für die Menschen, denn es handelt sich um hochmotivierte junge Leute", sagte er.
Die Aktion habe die Flüchtlinge in direkten Kontakt mit der Bürgerschaft gebracht. "Es entwickeln sich Gespräche, und sie können auch auf ihre Situation aufmerksam machen, was sie auch tun." Auch der Arbeitskreis Asyl in Schwäbisch Gmünd zeigte sich enttäuscht.
250 Flüchtlinge in der Stadt
Derzeit sind in der Stadt in der Nähe von Stuttgart um die 250 Flüchtlinge in einer Sammelunterkunft untergebracht. Bis Ende 2014 soll diese geschlossen und die Bewohner dezentral untergebracht werden. Im vergangenen Sommer hatten die Flüchtlinge unter anderem vor dem Rathaus für bessere Bedingungen protestiert. (dpa)