Frankfurt. .

Zeitenwende auf dem deutschen Mobilfunkmarkt: Der kleinste Netzbetreiber O2 will seinen Rivalen E-Plus für acht Milliarden Euro schlucken. Die beiden Unternehmen, die bislang weit abgeschlagen hinter der Telekom und Vodafone rangieren, würden durch die Fusion auf einen Schlag zum neuen Marktführer mit fast 44 Millionen Kunden aufsteigen. Da Deutschland damit nur noch drei Handy-Netzbetreiber hätte, werden die Kartellbehörden den Plan gründlich prüfen.

Der Telefonanbieter O2 – ehemals Viag Interkom – gehört zum Telefonriesen Telefonica aus Spanien, E-Plus zum niederländischen Telefon-Konzern KPN. Dieser erhält für den Verkauf an O2 fünf Milliarden Euro in bar, wie beide Unternehmen mitteilten. Zudem sichere sich KPN 17,6 Prozent an dem fusionierten Unternehmen.

Nach Angaben der Niederländer bewertet das Geschäft E-Plus mit insgesamt 8,1 Milliarden Euro. Da die Wettbewerbshüter die Übernahme sehr genau prüfen dürften, werde der Abschluss der Transaktion erst für den Sommer kommenden Jahres erwartet, sagte O2-Chef René Schuster.

Die Freude über die Fusion war nicht ungeteilt: Die O2-Aktie fiel an der Börse in Frankfurt um sechs Prozent. Die Papiere von KPN legten hingegen um drei Prozent zu. Die Titel des niederländischen Konzerns waren bereits am Montagnachmittag nach oben geschossen, als die Gespräche über den Kauf bekanntgeworden waren. E-Plus und Telefonica haben seit einem Jahrzehnt immer wieder über ein Zusammengehen gesprochen. Der jüngste Anlauf vor einem Jahr scheiterte in letzter Minute.

Hauptantrieb für den Deal sind hohe Einsparungen: Durch das Zusammengehen sollen die Kosten um rund 800 Millionen Euro jährlich sinken. Möglich ist das vor allem, da nur noch eines der bisher zwei Mobilfunknetze betrieben werden muss. Der Unterhalt der Netze ist sehr teuer. Die Integration dauert aber lange, sodass die kompletten Einsparungen in Höhe von fünf bis 5,5 Milliarden Euro erst 2019 erreicht werden.

Derzeit lasse sich noch nicht sagen, ob und in welchem Maße in dem Verschmelzungsprozess Stellen abgebaut werden. Unklar sei auch, wo das neue Unternehmen seine Zentrale haben werde. E-Plus sitzt in Düsseldorf, O2 ist in München angesiedelt. Die Gewerkschaft Verdi hat bereits tarifvertragliche Regelungen zur Absicherung der Arbeitnehmer gefordert.

Der Deal dürfte zunächst von der EU-Kommission unter die Lupe genommen werden. Eine Fusion von E-Plus mit O2 werde zunächst in Brüssel angemeldet und danach möglicherweise an die deutsche Behörde verwiesen, sagte ein Kartellamtssprecher. Die Bundesnetzagentur erklärte, sie werde die Auswirkungen der Fusion auf die Frequenzen und eine mögliche Wettbewerbsverzerrung prüfen. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, bewertet den angekündigten Verkauf kritisch.

Durch die Fusion entsteht ein neuer Gigant auf dem deutschen Mobilfunkmarkt: Zusammen kommen O2 und E-Plus auf knapp 44 Millionen Handy-Nutzer und einen Jahresumsatz von 8,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Telekom zählt auf ihrem Heimatmarkt 37 Millionen, Vodafone in Deutschland knapp 36 Millionen Mobilfunkkunden. Geschäftsführer Thorsten Dirks zufolge wird E-Plus auch unter den Fittichen von O2 an Marken wie Base, Simyo oder Ay Yildiz festhalten und als Preisbrecher auftreten.

Experten sind skeptisch. Die beiden Firmen mussten sich zusammenschließen, um den knallharten Preiskrieg in Deutschland zu beenden, sagte Emeka Obiodu vom Analystenhaus Ovum. „Eine Kon­stellation aus drei Anbietern hingegen kann den Wettbewerb aufrechterhalten und gleichzeitig für auskömmliche Gewinne sorgen.“