Leverkusen.

Bayer-Chef Marijn Dekkers bittet heute zu einem Großereignis nach Köln. Honoratioren aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport sind zu einem offiziellen Festakt ins Congresszentrum der Kölner Messe geladen. Auch Kanzlerin Angela Merkel will kommen. Anlass ist ein Firmenjubiläum: Vor 150 Jahren, am 1. August 1863, wurde Bayer als kleine Farbenfabrik in Wuppertal-Barmen gegründet. Heute ist das Unternehmen ein weltweit agierender Pharma- und Chemiekonzern mit 110 500 Mitarbeitern und fast 40 Milliarden Euro Umsatz.

Aspirin als Meilenstein

Das bekannteste Bayer-Produkt ist ein mehr als 100 Jahre altes Arzneimittel: Aspirin. Kein Haushalt, in dem die Schmerzpille aus der grün-weißen Schachtel mit eingeprägtem Bayer-Kreuz nicht zu finden ist. Das Medikament sei ein „pharmazeutisches Wunder“, schwärmt Bayer in seiner Firmenchronik „Meilensteine“. Nur ein anderes Mittel erreichte vorübergehend ähnliche, allerdings negative Berühmtheit: Der Blutfettsenker Lipobay, den Bayer 2001 vom Markt nahm, weil das Mittel im Verdacht stand, für den Tod von zahlreichen Patienten mitverantwortlich zu sein. Es war eine der tiefsten Krisen des Konzerns. Doch der damalige Vorstandschef Werner Wenning schaffte den Umschwung.

Wie die Chemie- und Pharmabranche in Deutschland insgesamt hat sich auch Bayer in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Immer mehr konzentrieren sich die Leverkusener auf den Bereich Life Science – das sind die Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz, die rund zwei Drittel des Konzernumsatzes erwirtschaften. 2004 trennte sich der Konzern vom wenig lukrativen Chemiegeschäft, das später als Lanxess eigene Wege ging.

Die Pharmasparte wurde 2006 mit Schering, dem bislang teuersten Zukauf der Firmengeschichte, verschmolzen. Zuvor hatte Bayer seine Fotosparte Agfa verkauft und sich im Pflanzenschutz mit Aventis CropScience verstärkt. Heute umfasst die Produktpalette Medikamente und diagnostische Messgeräte, Insektizide und Saatgut bis hin zu hochwertigen Kunststoffen.

Vor 150 Jahren hatten der Kaufmann Friedrich Bayer und Färber Johann Friedrich Weskott noch anderes im Sinn. Farben – das war der Lockruf des Geldes. Der Deutsch-Französische Krieg stand bevor, als beide die Fried. Bayer & Co gründeten. Wenige Monate zuvor war bei Frankfurt eine Teerfarbenfabrik entstanden, aus der sich später ein anderer Chemiegigant entwickelte, Hoechst. Zwei Jahr später folgte BASF. Die deutsche Chemieindustrie war geboren.

Erste Produktionsanlagen entstanden im Ausland und Bayer wurde bald in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Unternehmen verlegte seinen Sitz 1912 nach Leverkusen.