Hamburg. Schwere Vorwürfe gegen Bio-Verbände: Laut einem Medienbericht weigern sich Bioland & Co., über den Einsatz von Pestiziden im Ökolandbau vollständig Auskunft zu geben. Forscher vermuten dahinter eine Verschleierungs-Taktik.

Bioverbände verschleiern möglicherweise den Einsatz von Pestiziden im ökologischen Landbau. Nach Recherchen des TV-Magazins «Panorama - die Reporter» boykottieren «Bioland» und die «Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau e. V.» seit Jahren eine Studie des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen, des Julius Kühn-Instituts. Das NDR Fernsehen strahlt die aktuelle Ausgabe von «Panorama - die Reporter» am Mittwoch aus.

Danach erhebt das Julius Kühn-Institut seit fast zehn Jahren im Rahmen der sogenannten Neptun-Studie die in Deutschland ausgebrachte Menge an Pflanzenschutzmitteln. Wie der Koordinator der Studie, Dietmar Rossberg, dem Magazin erklärte, werden die Daten freiwillig abgegeben. Im konventionellen Bereich beteiligten sich Verbände wie der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Weinbauverband. Dort sei die Datenlage «vollständig», sagte Rossberg.

Pestizide mit "natürlichen" Inhaltsstoffen erlaubt

Die Bio-Branche hingegen weigert sich offenbar, Daten bereitzustellen, darunter mit «Bioland» Deutschlands größter Bio-Verband. «Vielleicht soll überhaupt nicht rauskommen, dass gespritzt wird», sagte Rossberg.

Im ökologischen Landbau sind den Angaben zufolge chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verboten, Pestizide mit «natürlichen» Inhaltsstoffen aber erlaubt. Besonders weit verbreitet ist der Einsatz von Kupfer - laut Umweltbundesamt ein giftiges Schwermetall, das den Boden «schleichend vergiften» würde.

Der Präsident von «Bioland» und Vorstand des Dachverbandes «Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft», Thomas Dosch, erklärte «Panorama - die Reporter», man könne auf das Kupfer nicht verzichten. Zur Nichtteilnahme an der Neptun-Studie sagte er, dass man ein eigenes Programm entwickle, das nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ arbeite. (ddp)