Bochum. .

Nun also doch: Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Deutsche Annington geht an die Börse. Erst in der vergangenen Woche hatte das Bochumer Unternehmen den geplanten Börsengang überraschend abgesagt. Damit der Gang aufs Parkett gelingt, hat der Annington-Eigentümer, der britische Finanzinvestor Terra Firma, seine Preisvorstellungen deutlich korrigiert. Die Aktien sollen nun zwischen 16,50 und 17 Euro kosten und nicht – wie ursprünglich geplant – 18 bis 21 Euro. Die Aktien werden nur noch großen Investoren angeboten, Kleinanleger gehen zunächst leer aus. Die Deutsche Annington mit Sitz in Bochum besitzt bundesweit rund 180 000 Wohnungen, viele davon befinden sich im Ruhrgebiet.

Schon am Donnerstag soll das Debüt an der Börse sein. Nach dem Börsengang liegen voraussichtlich noch 84,5 Prozent beim Finanzinvestor Terra Firma, 15,5 Prozent sind dann im Streubesitz. Ursprünglich wollten die bisherigen Annington-Eigentümer bis zu 25 Prozent abgeben. Das Volumen des Börsengangs schrumpft auf maximal rund 600 Millionen Euro, anfänglich war von bis zu 1,2 Milliarden die Rede. Nun greifen die Anleger offenbar zu.

Bei Mieterverbänden hatte die Absage des Börsengangs vor wenigen Tagen Erleichterung ausgelöst. Nun kommt es zu einer erneuten Kehrtwende. Annington-Vorstandschef Rolf Buch jedenfalls beteuert: „Die Strategie, die wir als Unternehmen verfolgen, gilt unabhängig von unserem Börsengang.“ Für die Mieter ändere sich insofern nichts. „Ich gehe davon aus, dass sich langfristige Investoren bei uns engagieren, die ihr Geld solide und sicher anlegen wollen“, sagte Buch im NRZ-Gespräch. „Ich kann nicht erkennen, dass die Börse höhere Renditeanforderungen haben soll als Finanzinvestoren.“ Der Vorsitzende des Mieterbunds NRW, Bernhard von Grünberg, warnte vor überzogenen Gewinnerwartungen und sprach von einem jahrelangen Investitionsstau in vielen Wohnungen.

Mindestens 400 Millionen Euro Erlöse

Durch den Börsengang sollen „mindestens 400 Millionen Euro ins Unternehmen fließen“, berichtete Buch. „Dadurch bieten sich uns neue Finanzierungsspielräume, die wir vor dem Börsengang nicht hatten.“ Hintergrund: Die Annington will bei Ratingagenturen eine Bewertung erhalten, die es dem Konzern erlaubt, unbesicherte Anleihen auszugeben. Diese sind billiger als die verbrieften Hypotheken-Darlehen, die der Konzern vor einigen Jahren aufgenommen hatte. Es wird erwartet, dass die von Guy Hands geführte Finanzfirma Terra Firma mittelfristig weitere Aktien verkaufen wird.