Frankfurt.
Selbst im Duden hat der Dax heute seinen Platz. Die drei Buchstaben sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen: Von Montag bis Freitag taucht der Deutsche Aktienindex in „Tagesschau“ und „heute“ auf, er steht jeden Tag in der Zeitung – und dies seit mittlerweile 25 Jahren. Am 1. Juli feiert der Dax Geburtstag.
Und das in guter Laune: „Von 1000 auf 8000 Punkte in 25 Jahren – ich glaube, da haben wir in verschiedenen Hinsichten ein gutes Timing gehabt“, sagte der Chef der Deutschen Börse, Reto Francioni, gestern in Frankfurt. Nach sechs Jahren hatte der Dax im Mai wieder die Marke von 8000 Punkten geknackt. Mehr noch: Am 22. Mai verbuchte er mit 8530,89 Punkten zum Börsenschluss einen neuen Rekord. Aber auch so ist der Index eine Erfolgsgeschichte. Mitte der 80er-Jahre gab es zwar diverse Indizes, die die Entwicklung der Aktienkurse zusammenfassten, aber nicht von der Börse, sondern nur von einzelnen Zeitungen. Mit der Erfindung des Dax, angestoßen von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierbörsen, der Frankfurter Börse und der Börsenzeitung, ändert sich dies. Am 1. Juli 1988 wird der Dax zum ersten Mal berechnet.
1163 Punkte zeigt damals die Anzeigetafel im Frankfurter Börsensaal. Es geht nicht bei Null oder Eins los, weil Frank Mella, damals Redakteur der Börsenzeitung und Vater des Dax, den Index bis auf das Jahr 1959 zurückrechnet. Die 30 wichtigsten deutschen an der Börse gehandelten Aktien finden Eingang in den Index. Kriterien sind:
die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert des Unternehmens (Kurs multipliziert mit der Zahl ausgegebener Aktien) und
der Streubesitz, also der Anteil der Aktien, der nicht in festem Besitz ist, der bei mindestens fünf Prozent liegen muss. Der Streubesitz ist auch für die Gewichtung der Aktien im Dax wichtig: Je größer er ist, desto mehr bestimmt diese Aktie die Entwicklung des Dax. Schwergewichte sind unter anderem BASF, Bayer, SAP oder Siemens, die zusammen mit rund 35 Prozent die Richtung des Index bestimmen. In die Berechnung fließen auch die Dividenden ein. Übernahmen, Fusionen oder wirtschaftliche Probleme einzelner Firmen führen immer wieder zu Veränderungen im Dax. Jährlich im September wird seine Zusammensetzung überprüft.
Kontinuierlich nach oben ging es mit dem Dax allerdings nicht immer – im Gegenteil. Die Golfkrise 1990 (Grafik) führte ebenso zu einem Absturz wie die Asienkrise im Oktober 1997 und die Russland-Krise knapp ein Jahr später. Fast drei Jahre dauerte der Crash nach dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2000: Von 8136 Zählern stürzte der Dax – auch wegen der Terroranschläge in den USA im September 2001 – bis März 2003 auf nur noch 2188 Punkte ab. Ganze Existenzen wurden dabei vernichtet.
Es dauerte fast viereinhalb Jahre, bis sich der Index auf ein neues Rekordhoch von 8151 Punkten mehr als verdreifachte. Doch dann brachte die Finanzkrise der Euphorie ein jähes Ende. Im März 2009 zählte der Index nur noch 3666 Punkte.
Bis Mai 2011 ging es dann wieder um mehr als 100 Prozent auf 7527 Punkte nach oben, bevor die Euro-Schuldenkrise zum Absturz auf 5072 Punkte im September 2011 führte. Seitdem geht es beim Dax fast nur noch bergauf – doch wie lange? Wie vor 25 Jahren hilft Anlegern im Zweifel die alte Börsenregel: Investiere nur Geld, das du wirklich übrig hast.