Essen. . Für Thomas Middelhoff, den ehemaligen Chef des Arcandor-Konzerns (Karstadt, Quelle), wird es eng. Die Staatsanwaltschaft Bochum beschuldigt ihn, private Kosten dem Unternehmen angelastet zu haben. Sie hat jetzt Anklage gegen ihn am Landgericht Essen erhoben.

Als Retter war er gekommen, als Pleitier ging er. Doch bei diesem Imageverlust soll es nicht bleiben. Denn vier Jahre nach der Insolvenz des Essener Arcandor-Konzerns (Karstadt, Quelle) droht dem 60 Jahre alten Manager ein Strafverfahren. Das Landgericht Essen bestätigte am Montag, dass die Staatsanwaltschaft Bochum am 13. Juni Anklage gegen den ehemaligen Vorstandschef des Unternehmens eingereicht hat.

Matthias Kirsten, Sprecher des Landgerichtes: „Tatvorwurf ist unter anderem Untreue in mehreren Fällen. Dr. Middelhoff wird zur Last gelegt, die Arcandor AG mit betriebsfremden Kosten belastet zu haben. So soll er private Charterflüge über das Unternehmen abgerechnet haben. Insgesamt geht es um einen Betrag mindestens im hohen sechsstelligen Bereich.“

Private Charterflüge

Ein Teil der Vorwürfe dürfte deckungsgleich sein mit den Forderungen, die der Insolvenzverwalter gegen Middelhoff erhebt. Zivilkammern der Essener Justiz verhandeln seit Jahren gegen Middelhoff und weitere Vorstandsmitglieder. Dabei geht es insgesamt um Rückforderungen in Höhe von 24 Millionen Euro, Middelhoff persönlich soll 16 Millionen Euro zurückzahlen. Thema sind aus Sicht des Insolvenzverwalters unberechtigte Sonderzahlungen des Konzerns in den Jahren 2006 bis 2008 für den Vorstand.

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Middelhoff werden auch noch private Charterflüge und eine Festschrift zum Geburtstag des Bertelsmann-Chefs Mark Wössner angelastet. Zu Unrecht soll er die Kosten, allein 150 000 Euro für die Festschrift, über Arcandor abgerechnet haben.

Die Anwälte des ehemaligen Vorstandes hatten die Forderungen des Insolvenzverwalters im Zivilprozess als unbegründet zurückgewiesen. Die Sonderzahlungen beruhten auf rechtswirksamen Beschlüssen. Sie seien inhaltlich nicht zu beanstanden und angemessen.

Vier Jahre lang hatte die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität unabhängig von diesem Zivilrechtsstreit gegen Thomas Middelhoff ermittelt, bevor sie Anklage erhob. Das Landgericht Essen muss jetzt prüfen, ob die Vorwürfe so stichhaltig sind, dass die Anklage zugelassen wird.