Essen. . Gerhard Cromme und Dieter Zetsche haben Probleme mit ihren Reisekosten-Abrechnungen: Der Multi-Konzernaufseher Cromme ließ sich einen dienstlich/privaten Trip nach Südamerika mehr als eine halbe Million Euro kosten. Und Daimler-Chef Zetsche charterte zweimal einen Privatjet, um an RWE-Aufsichtsratssitzungen teilzunehmen.

Zwei Top-Manager der deutschen Industrie haben Ärger mit ihrer kostspieligen Reisetätigkeit: Daimler-Chef Dieter Zetsche charterte zwei Mal einen Privatjet, um zu Aufsichtsratssitzungen des Essener RWE-Konzerns zu fliegen und verursachte dabei laut einem Medienbericht Kosten von fast 37.000 Euro. Und Multi-Konzernaufseher Gerhard Cromme verfolgt noch immer ein Ausflug nach Südamerika, der über eine halbe Million Euro gekostet haben soll.

Daimler geht rigide mit seinen Vorständen um: Dieter Zetsche darf nur ein Aufsichtsratsmandat in einem externen Unternehmen wahrnehmen. Er kontrolliert den Essener Energieriesen RWE. Eine Tätigkeit, die ihm im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht mit 83.000 Euro vergütet wurde. Zetsche verdient auch bei Daimler nicht schlecht. Sein Jahresgehalt betrug zuletzt stolze 8,2 Millionen Euro.

36.621 Euro für zwei Flüge im Privatjet

Nach einem Bericht des „Manager Magazins“ bekam Zetsche nun Ärger mit dem Daimler-Controlling. Demnach hatte der Konzernchef im April und September 2011 jeweils einen Privatjet gechartert, um sich zu RWE-Aufsichtsratssitzungen fliegen zu lassen.

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Daimler übernahm die Kosten in Höhe von 36.620,99 Euro und rief damit die Kritik der internen Prüfer hervor. Sie bemängelten, dass die Flüge „in Verbindung mit einem als privat klassifizierten Aufsichtsratsmandat des Vorstandsvorsitzenden“ gestanden hätten und Zetsche eigentlich selbst in Rechnung gestellt werden müssten.

Daimler räumt „Verwaltungsfehler“ ein

Daimler erklärte im „Manager Magazin“, es handele sich dabei um einen „Verwaltungsfehler, der erkannt und korrigiert wurde“. Zetsche selbst sei „keinerlei inkorrektes Verhalten vorzuwerfen“. Nachdem die Panne erkannt worden war, stellte Daimler die beiden Flüge mit dem Privatjet der RWE AG im Juni 2012 in Rechnung. So ist es üblich. Eine Sprecherin des Energieversorgers sagte dieser Zeitung, dass Aufsichtsratsmitgliedern und Führungskräften für innereuropäische Flüge der Economy-Tarif, für außereuropäische Flüge maximal der Business-Tarif erstattet werde.

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Für die Differenz kam die Daimler AG auf, weil Zetsche von Sicherheitsbehörden in die höchste Stufe eingruppiert worden sei. Der Vorstandschef selbst müsse nur einen Anteil im Wert eines Erste-Klasse-Fluges dazuzahlen.

Cromme reiste für über 500.000 Euro

Reise-Ärger hat auch Gerhard Cromme. Zur Jahreswende 2011/12 unternahm er gemeinsam mit Familienmitgliedern einen Trip nach Südamerika, den er sich nach Recherchen des „Manager Magazins“ mehr als eine halbe Million Euro hatte kosten lassen. Die Spesen teilten sich die Industriekonzerne Thyssen-Krupp und Siemens, deren Aufsichtsräte Cromme damals führte. In Essen bekam er im Geschäftsjahr 2011/12 eine Vergütung von 210.500 Euro, in München im vergangenen Geschäftsjahr 560.000 Euro.

Jetzt wurde bekannt, dass Cromme seinen privaten Anteil an der Reise Thyssen-Krupp erst kurz vor seinem Rücktritt als Aufsichtsratschef Ende März 2013 zurückzahlte. Aber auch erst dann, als das Unternehmen ihm die Rechnung geschickt hatte, heißt es in Konzernkreisen. Wie groß der Anteil an der Dienstreise mit Familie war, ist nicht bekannt.