Bonn. .
Die Telekom will bei ihren Internetkunden auf die Bremse treten – aber nicht mehr so kräftig wie bisher geplant. Zunächst hatte der Konzern angekündigt, DSL-Neuverträge nur noch mit einer Klausel abzuschließen, die es dem Konzern erlaubt, spätestens im Jahr 2016 Volumengrenzen einzuziehen. So sollte etwa der gängige 16-Megabit-Anschluss nach Erreichen von 75 Gigabyte Datenverkehr im Monat auf nur noch 384 Kilobit pro Sekunde ausgebremst werden. Er wäre dadurch fast 43-mal langsamer geworden. Auch Bestandsverträge sollten nach und nach auf die neuen Geschäftsbedingungen umgestellt werden.
Nun will die Telekom die Bremse bei zwei Megabit festzurren – ein Achtel des im Vertrag versprochenen Tempos. Das reicht zwar zum Surfen und E-Mails abrufen, spätestens bei Filmen oder größeren Downloads aus dem Internet dürften dann allerdings ruckelnde Bilder und lange Wartezeiten entstehen. Wer die ursprüngliche Geschwindigkeit behalten möchte, muss draufzahlen – das kennen Nutzer von Smartphones schon aus ihren Mobilfunkverträgen.
„Wir haben in den vergangenen Wochen einen intensiven Dialog mit unseren Kunden geführt und die Sorgen verstanden. Mit 2 Mbit/s liegen wir deutlich über dem Mindestrichtwert aus der Breitbandstrategie der Bundesregierung – wir haben ihn verdoppelt“, versuchte Niek Jan van Damme, Deutschlandchef der Telekom, gestern das Geschehene vergessen zu machen. Über Wochen hatten sich Kunden und Kenner der Branche im Internet über die Telekom-Pläne beschwert, verspotteten das Unternehmen und dessen Pläne als „Drosselkom“.
Telekom-Chef Rene Obermann hatte das Vorgehen dagegen auf der Hauptversammlung Mitte Mai noch mit deutlichen Worten verteidigt. „Bisher zahlen die Intensivnutzer genauso viel wie die Wenignutzer. Wir finden es fairer, wenn die, die das Netz ganz besonders viel nutzen, auch etwas mehr zahlen“, sagte Obermann. Konkret begründete die Telekom die Differenzierung mit massiven Investitionen: „Wir werden unsere Tarife aber differenzieren müssen, sodass wir unsere Netzinvestitionen auch in Zukunft zurückverdienen können.“ Das Datenvolumen im Netz habe massiv zugenommen, diesem Umstand müsse man Rechnung tragen, argumentierte die Telekom bereits im April.