Gütersloh. Viele Zeitarbeiter und Mini-Jobber würden sich gerne weiterbilden, bekommen aber kaum eine Chance. Somit geht einer Studie zufolge die Bildungsschere zwischen ihnen und den Festangestellten weiter auf.

Ob Zeitarbeiter oder
Mini-Jobber - wer nicht fest angestellt ist, hat einer Studie zufolge schlechte
Chancen zur Weiterbildung. Die Zahl der "atypisch Beschäftigten" - also Zeitarbeiter, Mini-Jobber, befristet oder in Teilzeit
Beschäftigte - ist in Deutschland seit 2003 um 1,8 Millionen auf 7,9 Millionen
(2011) gestiegen. Nur bei den Zeitarbeitern sank in den letzten sechs Jahren die
Weiterbildungsquote dramatisch, nämlich von 43 auf 27 Prozent, heißt es in einer
am Mittwoch veröffentlichten Studie des Nürnberger Arbeitsökonomen Professor
Lutz Bellmann im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Zum Vergleich: Von den Arbeitnehmern in "normalen"
Beschäftigungsverhältnissen hatten sich fast zwei Drittel (64 Prozent) in den
letzten drei Jahren beruflich weiterqualifiziert. Bei den atypisch Beschäftigten
liegt diese Quote nur bei knapp 48 Prozent. Weniger Chancen auf Weiterbildung
als die 775 000 Zeitarbeiter (27 Prozent) haben
mit 23 Prozent nur noch die 2,7 Millionen geringfügig Beschäftigten
("Mini-Jobber").

Niedriglohnempfänger bilden sich seltener fort als Arbeitslose

Besonders geringe Chancen auf Weiterbildung haben die prekär
Beschäftigten in "atypischen" Arbeitsverhältnissen: Wer weniger als 700 Euro
netto verdient, bildet sich seltener weiter als Arbeitslose, heißt es in der
Studie. Denen macht nämlich die Bundesagentur für Arbeit Angebote. Dabei würden
sich viele Zeitarbeiter und Mini-Jobber gerne
weiterbilden. Folgerichtig sind 40 Prozent von ihnen mit den Möglichkeiten dazu
unzufrieden.

Durch diese Entwicklung würden die Aufstiegschancen atypisch
Beschäftigter verschlechtert, sagte der Experte der Stiftung, Frank Frick.
Zugleich sinke die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zeitarbeit oder ein Mini-Job
zum Sprungbrett in ein normales Arbeitsverhältnis werden könne. "Gerade der sich
abzeichnende Fachkräftemangel lässt es sinnvoll erscheinen, in die Weiterbildung
dieser Arbeitnehmer stärker zu investieren." (dpa)