Düsseldorf/Bochum. Die Razzia beim Mutterkonzern BP und anderen Ölkonzernen haben auch die Bilanzvorlage der deutschen Firmentochter aus Bochum überschattet. BP und die Tankstellenkette Aral haben den Gewinn deutlich gesteigert. Zu Pfingsten erwartet der ADAC höhere Benzinpreise.

Noch ist es nur ein böser Verdacht: Große Ölkonzerne sollen heimlich die Preise manipuliert haben. Es gab bereits Razzien bei Branchenriesen wie BP, Shell und Statoil. Wurden womöglich auch die Autofahrer in Deutschland über den Tisch gezogen? In Büros des Mutterkonzerns der Bochumer Firma BP Europa haben die Ermittler ebenfalls nach Hinweisen für Preismanipulationen gesucht.

BP Europa ist mit 9900 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Polen und Ungarn tätig. Auch Deutschlands größte Tankstellenkette Aral gehört zu dem Benzin-Imperium.

Der Standort Bochum war von den Durchsuchungen nicht betroffen, und BP-Europa-Chef Michael Schmidt zeigte sich bei einem Auftritt in Düsseldorf zuversichtlich, dass sich der Verdacht gegen die Ölmultis nicht erhärten wird. „Ich gehe davon aus, dass bei dieser Untersuchung nichts rauskommen wird“, sagte er.

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Viel lieber allerdings wollte Schmidt über die Erfolge von Aral und BP sprechen. Mit einem Marktanteil von 22,5 Prozent habe sich Aral als Nummer eins unter den Tankstellenketten in Deutschland behauptet, berichtete er. Auch der Gewinn stieg deutlich. 2012 erhöhte sich der Jahresüberschuss von BP Europa auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Exakt waren es 515 Millionen Euro – rund 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem im Raffinerie-Geschäft habe BP höhere Gewinnmargen verzeichnet.

Benzinpreise lagen im vergangenen Jahr deutlich höher

Die wichtigste BP-Raffinerie befindet sich in Gelsenkirchen. Im Ölfördergeschäft ist BP Europa nicht selbst aktiv. Der hohe Rohölpreis sei für das Unternehmen, das ausschließlich Mineralölprodukte herstellt und vertreibt, „eine genauso unerfreuliche Situation wie für die Autofahrer an der Tankstelle“, sagte Schmidt daher. „Auch wir müssen die Rohöle für unsere Raffinerien zum aktuellen Weltmarktpreis kaufen.“

Die hohen Ölpreise wirkten sich spürbar auf die Preise an den Zapfsäulen aus. Im April vergangenen Jahres habe der Preis für Super (E 5) bei knapp 1,70 Euro gelegen, derzeit seien es im Schnitt gut 1,60 Euro, so Aral-Chef Stefan Brok.

ADAC rechnet mit steigenden Benzinpreisen zu Pfingsten

Nach Angaben des Automobilclubs ADAC sind die aktuellen Kraftstoffpreise an den Tankstellen gegenüber der Vorwoche leicht gestiegen. Obwohl der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent von 105 Dollar in der Vorwoche auf 102 Dollar gesunken sei, habe die Branche diesen Rückgang nicht an die Autofahrer weitergegeben, kritisierte der ADAC. „Es gibt noch Luft für Preissenkungen“, betonte ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. Der ADAC rät allen Autoreisenden, rechtzeitig vor der Fahrt in die Pfingstferien den Tank nachzufüllen, „denn nicht selten drehen die Ölkonzerne vor Reisewellen noch kräftig an der Preisschraube“.

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Bald sollen die Autofahrer in Deutschland praktisch auf einen Blick die Benzinpreise vergleichen können – im Internet und auf dem Handy. Die Daten soll die neue Markttransparenzstelle des Kartellamts liefern. Es wird erwartet, dass dies noch vor der Bundestagswahl im September geschehen wird.

„Der Benzinmarkt wird sich auf einen Schlag so stark verändern wie noch nie“, sagte Carsten Pohl, Chef der kleineren Tankstellenkette HEM unlängst. Auch der ADAC will eine neue „Benzinpreis-App“ anbieten und Autofahrer minutengenau über die Preise an den Tankstellen informieren. Die Daten basieren auf Informationen, die Aral, Shell und Co an die Behörde melden müssen. Aral-Chef Brok jedenfalls zeigte sich gelassen. „Wir erwarten keine großen Auswirkungen“, sagte er lediglich.