München/Hagen. .

Dass er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat, das hat Bayern-Präsident Uli Hoeneß bereits eingestanden. Doch das ist offenbar nur ein Teil der Wahrheit. Ungeklärt ist, woher das Geld kam und zu welchem Zweck es auf dem Konto der Schweizer Privatbank Vontobel lag. Zeitungsberichten zufolge stammt es von einem Freund Hoeneß’, dem früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus, und war für Zocker-Geschäfte gedacht.

Zu all dem äußert sich Hoeneß jedoch gestern nicht, als er sein Schweigen bricht und das Konto als „schweren Fehler“ bezeichnet. Robert Louis-Dreyfus, jener Mann, der im Jahr 2000 das Konto mit fünf Millionen DM gefüllt und zudem für einen 15 Millionen-Mark-Kredit von Hoeneß gebürgt haben soll, galt als schillernde Figur in der Sportszene. Der 2009 verstorbene Franzose wurde 2001, in Krisenzeiten, Chef von Adidas und brachte das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs.

Mit dem Geld von Dreyfus soll Hoeneß an der Börse spekuliert, den Kredit bald darauf zurückgezahlt haben. Brisanz bekommt dieses Geschäft, da Adidas 2001 mit zehn Prozent Anteil beim FC Bayern einstieg und seinen Ausrüstungsvertrag mit dem Verein verlängerte.

Stehen also Konto und Einzahlung mit der Bayern-Adidas-Vereinigung in Zusammenhang? Ken Heidenreich, Sprecher der Münchener Staatsanwaltschaft II, betonte gestern, sein Haus ermittele gegen Hoeneß ausschließlich wegen Steuerhinterziehung. „Sollte es Sachverhalte geben, die auf eine mögliche weitere Straftat hinweisen, werden wir das umfassend prüfen“, so Heidenreich.

Spekulationen um Hoeneß und Louis-Dreyfus, die befreundet gewesen sein sollen, gehen jedoch auch noch in eine andere Richtung. Schließlich wurde Dreyfus, der als Mäzen angeblich über 200 Millionen Euro in den französischen Club Olympique Marseille gesteckt haben soll, 2006 für illegale Spielertransfers zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und 200 000 Euro Bußgeld verurteilt.

Sporthersteller Adidas sah sich gestern genötigt, Stellung zu nehmen. Robert Louis-Dreyfus sei 2001 nicht an den Verhandlungen über eine strategische Partnerschaft mit dem FC Bayern beteiligt gewesen. „Etwaige private Geschäfte zwischen Dreyfus und Uli Hoeneß kann der Konzern nicht kommentieren“, so dessen Sprecher Oliver Brüggen. 2001 hatte auch Nike mit dem FC Gespräche über einen Ausrüstervertrag geführt, das bestätigt das Unternehmen. Bekanntlich unterlag Nike Adidas – nicht zum ersten Mal.

Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nicht ausdrücklich von Hoeneß distanziert. „Ich bewerte nicht den Uli Hoeneß“, sagte Seehofer nach der Kabinettssitzung in Ingolstadt. „Ich möchte mir ein Urteil nicht erlauben aufgrund der Faktenlage, die ich nur aus den Medien kenne.“

Gleichwohl wertete der Ministerpräsident die Affäre als „schwerwiegenden Fall“, der nun rechtsstaatlich einwandfrei entschieden werden müsse. Dafür seien aber die Justiz- und Finanzbehörden zuständig.