München. . Die gute wirtschaftliche Lage führt dazu, dass sich das Chef-Karussell in den 300 größten deutschen Unternehmen nicht mehr so schnell dreht. Im vergangenen Jahr wechselten nur 11,7 Prozent der Konzerne ihre Bosse aus, ergab eine aktuelle Studie. Das ist ein Rückgang um fünf Prozent.

Die Firmenchefs in Deutschland, Österreich und der Schweiz sitzen nach einer Studie wieder deutlich fester im Sattel. Im vergangenen Jahr hätten nur noch 11,7 Prozent der Vorstandschefs der 300 größten Unternehmen im deutschsprachigen Raum ihre Posten geräumt, ergab die am Dienstag in München veröffentlichte Studie der Strategieberatung Booz & Company.

Die Fluktuationsrate ging damit im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte zurück und lag deutlich niedriger als in jeder anderen Region der Welt. Damit seien im deutschssprachigen Raum ansässige Unternehmen im europäischen und weltweiten Vergleich ein „Hort der Stabilität“, hieß es in der Studie.

Gute wirtschaftliche Lage sorgt für Stabilität

Als Grund für die relative Stabilität in den Führungsetagen wurde die gute wirtschaftliche Lage im deutschsprachigen Raum ausgemacht. Trotz der vergleichsweise niedrigen Wechselquote der Vorstandsvorsitzenden in dieser Region sank ihre durchschnittliche Verweildauer im Amt von 7,6 Jahren 2011 auf 6,2 Jahre im vergangenen Jahr. Europaweit war die Amtszeit der Firmenchefs mit durchschnittlich 5,1 Jahren noch kürzer, und die ausscheidenden Bosse waren mit 57,5 Jahren im Mittel ein Jahr jünger als ihre Kollegen im deutschsprachigen Raum (58,5 Jahre).

In einem wirtschaftlich guten Umfeld folge die Wachablösung in Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz meist einem langfristigen Plan, erklärte Klaus-Peter Gushurst von Booz & Company. Zugleich würden die Vorstandsetagen in diesen drei Ländern immer internationaler. So komme bereits mehr als ein Drittel der neuen Firmenchefs aus einem anderen Land als Deutschland, Österreich oder der Schweiz.

Fluktuation bei Energieversorgern

Die meisten Veränderungen in den Führungsetagen in der Region gab es laut Studie im vergangenen Jahr bei den Energieversorgern: Fast jeder dritte Vorstandschef (29,4 Prozent) wurde in dieser Branche ausgetauscht. Als extrem ernüchternd wurde die Entwicklung für weibliche Führungskräfte eingestuft. Innerhalb der 300 größten Unternehmen im deutschsprachigen Raum schaffte es nur eine einzige Frau an die Spitze, nämlich Jasmin Staiblin, die den Chefposten beim Schweizer Energieunternehmen Alpiq Holding übernahm.

Für die Studie hat Booz & Company bereits zum zwölften Mal die Veränderungen in Toppositionen großer Unternehmen untersucht. Analysiert wurden dafür weltweit 2689 Unternehmen, darunter auch die 300 größten Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In die Untersuchung floss neben der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens zum Zeitpunkt des Chefwechsels auch die Art und Weise ein, wie die Firmenchefs jeweils ausschieden. (mit dpa)