Essen. Bei der Belegschaft der Baufirma Hochtief herrscht Unsicherheit. Nach dem angekündigten Verkauf von großen Teilen des Europageschäfts sei das “Maß für viele Mitarbeiter voll“, sagt Betriebsratschef Best in einem Interview. Noch ist offenbar aber kein Käufer in Sicht. 5.700 Mitarbeiter wären betroffen.

Der von dem neuen Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes angekündigte Verkauf der Servicesparte droht nach Einschätzung des Betriebsrats zur Hängepartie zu werden. "Für viele Angestellte im Unternehmen ist das Maß voll", sagte Konzernbetriebsratschef Ulrich Best dem "Handelsblatt".

Fernández Verdes hatte Ende Februar angekündigt, sich von großen Teilen des zuletzt wenig rentablen Europageschäfts zu trennen und hatte damit für Verunsicherung in der Belegschaft gesorgt.

IG Bau-Chef Klaus Wiesehügel hatte damals vor einer Neuausrichtung auf Kosten der Beschäftigten gewarnt und einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für mehrere Jahre gefordert.

In der Servicesparte arbeiten 5700 Mitarbeiter

Hochtief beschäftigt in seiner Servicesparte derzeit knapp 5.700 Mitarbeiter, ein Großteil davon in Deutschland. Von den weltweit rund 80.000 Hochtief-Mitarbeitern sind derzeit noch rund 10.000 im Inland beschäftigt.

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"Bislang gibt es noch keine Beschlüsse über den Verkauf des Servicegeschäftes", sagte Best der Zeitung. Der Betriebsrat ist auch stellvertretender Aufsichtsratschef des Konzerns. Er hoffe nun, dass es bald Klarheit gibt.

Nach Informationen der Zeitung soll die nächste Aufsichtsratssitzung des Konzerns am 19. April stattfinden. Ein Unternehmenssprecher wollte dazu auf Anfrage keine Angaben machen.

Mehr als 1,9 Milliarden Verlust

Die spanische Hochtief-Mutter ACS hat im vergangenen Jahr mehr als 1,9 Milliarden Euro Verlust eingefahren und will nun vor allem ihren Schuldenberg abbauen. Der Baukonzern hatte Mitte 2011 die Mehrheit bei Hochtief übernommen.

Der langjährige ACS-Manager Fernández Verdes hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt Ende vergangenen Jahres angekündigt, die Profitabilität bei dem Essener Unternehmen erhöhen zu wollen. Einer Zerschlagung hatte er jedoch eine Absage erteilt. (dpa)