Frankfurt/Main. . Die vor allem bei jungen Leuten beliebte US-Modekette mit Filialen in Oberhausen und Dortmund steht wegen des Umgangs mit ihren Mitarbeitern in der Kritik. Im Streit um Taschenkontrollen hat der bundesweit erste Hollister-Betriebsrat zumindest für die Frankfurter Filiale jetzt eine Verbesserung erzielt.

Bei ihren Kunden ist die US-Modekette Hollister Kult. Gelegentlich stehen die überwiegend jugendlichen Fans sogar Schlange wie vor einem Disco-Eingang, um von Türstehern in eine der Boutiquen – etwa im Oberhausener Centro oder in der Dortmunder Thier-Galerie – eingelassen zu werden.

Ein hippes Surfer-Image sollen die Läden ausstrahlen, die zum US-Konzern Abercrombie & Fitch gehören. Anders als der Umgang an den Stränden des kalifornischen Städtchens, das der Kette seinen Namen gab, scheint das Betriebsklima bei Hollister indes weniger locker. Von einem 24-seitigen Handbuch mit Vorschriften berichtet das Fachmagazin „Der Handel“ – Anweisungen für Frisuren und Fingernagellänge inklusive.

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Nun hat der bislang einzige Betriebsrat einer deutschen Hollister-Filiale einen ersten Erfolg in Sachen Arbeitnehmerrechte verbucht: Künftig sollen zumindest in der Frankfurter Hollister-Filiale nach Dienstschluss nicht mehr bei allen Beschäftigten Taschen und Jacken durchsucht werden. Das besagt eine vorläufige Einigung zwischen dem dortigen Hollister-Betriebsrat und dem Unternehmen. Damit endete ein Verfahren vor dem Landesarbeitsgericht Hessen über die Arbeitsbedingungen bei Hollister (Az: 5 TaBVGa 8/13).

Bis zum Abschluss einer endgültigen Betriebsvereinbarung werden die Mitarbeiter der Frankfurter Filiale nach einem „Würfelprinzip“ kontrolliert: Wer eine Vier würfelt, wird überprüft.

Hollister lässt würfeln - Wer eine Vier wirft, wird geprüft

Die Einigung gilt nur für die Frankfurter Filiale, auch wenn der Gewerkschaft Verdi zufolge die Arbeitsbedingungen in den anderen 16 deutschen Hollister-Läden ähnlich sind. Dort gibt es bisher aber keine Arbeitnehmervertretung. Die oft befristet Beschäftigten hätten Angst, dass ihr Vertrag nicht verlängert werde, wenn sie sich im Betriebsrat engagierten, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Luthfa Rahman.

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Der Frankfurter Betriebsrat wolle bei einer endgültigen Vereinbarung erreichen, dass Taschen und Jacken der Mitarbeiter nur noch bei einem begründeten Verdacht durchsucht werden, sagte Anwalt Peter Rölz. Videokameras sollten so angebracht werden, dass die Beschäftigten nicht permanent bei der Arbeit gefilmt würden. Die Betriebsvereinbarung soll voraussichtlich Anfang Mai geschlossen werden. Es wäre die erste bei einer Hollister-Filiale in Deutschland.

Das Unternehmen hatte die Kontrollen mit einem „überdurchschnittlichen“ Schwund von Kleidungsstücken in dem Shop begründet. Taschen- und Jackenkontrollen seien für das Unternehmen existenziell, sagte der Anwalt des Mutterkonzerns AFH Germany.

Der Betriebsrat kritisiert neben Taschenkontrollen und Videoüberwachung auch die aus seiner Sicht überzogenen Kleidervorschriften. Nach Darstellung von Anwalt Rölz sollen sich die Mitarbeiter alle drei Monate mit Teilen der neuen Kollektion ausstatten, die sie mit einem Rabatt von bis zu 50 Prozent selbst kaufen müssten. Es gebe dazu zwar ausdrückliche keine Anweisung des Unternehmens. „Es ist aber das tatsächlich Gelebte.“

Rölz zufolge sind vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt weitere Verfahren gegen AFH Germany anhängig, unter anderem wegen Verstößen gegen das Mitbestimmungsrecht bei Einstellung neuer Mitarbeiter.