Brüssel.. Die Europäische Union rettet Zypern mit zehn Milliarden Euro. Der Krisenstaat muss dafür im Gegenzug seine lukrative Rolle als Finanzparadies opfern. So beschlossen es die Finanzminister in der Nacht zu Montag. Fragen und Antworten, was das Hilfspaket für Zypern bedeutet.
Nach der nächtlichen Einigung auf ein Rettungspaket stellen die internationalen Geldgeber Zypern bis zu zehn Milliarden Euro bereit. Im Gegenzug verlangen die EU-Partner von Zypern die Aufgabe seiner lukrativen Rolle als Finanzparadies. Das kostet Wohlstand und Arbeitsplätze. Zypern wird künftig weitgehend vom Tourismus leben müssen. Was die Einigung für Zypern, Europa und die bisherigen Geldgeber bedeutet – Fragen und Antworten:
Was wird aus Zyperns Banken?
Der Finanzsektor soll bis 2018 gesundgeschrumpft werden, und zwar auf EU-Durchschnitt. Dort entspricht er dem Dreieinhalbfachen der Wirtschaftsleistung. In Zypern haben die Banken eine Gesamtsumme bis zum Achtfachen des Bruttoinlandsprodukts bewegt. Die Laiki-Bank – zweitgrößte des Landes – wird abgewickelt: Eine „Bad Bank“ übernimmt alle wertlos gewordenen Anlagen. Was noch einen Wert darstellt, wandert zum größten Institut, der Bank of Cyprus. Bei der Laiki-Bank droht damit 8000 Beschäftigten die Arbeitslosigkeit.
ZypernMüssen auch die Sparer bluten?
Alle Guthaben bis 100 000 Euro bleiben unangetastet, das entspricht der EU-Einlagengarantie. Beim ersten Rettungsplan sollten noch 6,75 Prozent als Sonderabgabe erhoben werden. Nun müssen Gläubiger, Aktionäre und Inhaber großer Konten ganz oder weitgehend auf Forderungen und Einlagen verzichten. Dadurch sollen nach Auskunft von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem allein bei Laiki 4,2 Milliarden Euro zusammenkommen. Etwas glimpflicher sollen die Abschläge bei der Bank of Cyprus ausfallen, nach Angaben der zyprischen Regierung werden sie bei 30 Prozent liegen.
Ist jetzt Schluss mit Geldwäsche?
Die Zyprer haben zugestimmt, unabhängig prüfen zu lassen, ob die EU-Vorschriften gegen Geldwäsche eingehalten werden. Mängel sollen umgehend abgestellt werden. Den Großanlegern aus Russland, auf die sich der Verdacht vor allem richtet, dürfte allerdings ohnehin die Lust auf ein Konto in Zypern vergangen sein. Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew kritisierte am Montag die Einigung scharf und nannte die Zwangsabgabe auf Bankkonten in Zypern eine „Plünderung“.
Verkraftet Zypern die Rosskur?
Eine Rezession scheint unabwendbar. Wie tief sie gehen, wie lange sie dauern wird, darüber mochten die Verantwortlichen nicht spekulieren. „Die nähere Zukunft wird für das Land und seine Menschen sehr schwierig werden“, prophezeite EU-Finanzkommissar Olli Rehn. Eine Experten-Einheit aus Brüssel soll den Zyprern helfen, EU-Töpfe anzuzapfen, um neue Wachstumsquellen zu erschließen. „Wir brauchen Investitionen europäischer Firmen“, sagt Kommissionschef José Manuel Barroso.
Wie groß ist die Gefahr eines Runs auf die Banken?
Das wird sich zeigen, wenn die Banken in Zypern erstmals nach Tagen wieder öffnen. Die Regierung in Nikosia hat sich vom Parlament bereits vorsorglich eine Befugnis erteilen lassen, den Kapital-Abfluss weiter drastisch zu begrenzen. Vor allem sollen Transaktionen großer Summen ins Ausland verhindert werden. Die EU-Kommission will diese Einschränkung einer Kernfreiheit des Binnenmarkts so lange dulden, wie Panik-Risiko besteht.