Essen. . Die Tankstellenkette HEM will den Branchenriesen Aral, Shell und Co. Marktanteile abjagen und das eigene Netz um bis zu 150 Stationen erweitern. HEM verfolgt eine aggressive Preispolitik. „Unsere Strategie ist es, Benzin immer billiger anzubieten als die großen Marken“, sagt Firmenchef Carsten Pohl.

Die Tankstellenkette HEM will den Branchenriesen Aral, Shell, Esso und Total Marktanteile abjagen. Knapp 400 Tankstellen gehören in Deutschland zum HEM-Mutterkonzern Tamoil, der sich vollständig im Besitz der staatlichen libyschen Investmentgruppe Oilinvest befindet. Nun will HEM angreifen.

„Unser Ziel ist, flächendeckend in ganz Deutschland präsent zu sein. In den nächsten zehn Jahren wollen wir rund 100 bis 150 zusätzliche Tankstellen haben“, sagte Tamoil-Deutschlandchef Carsten Pohl im Gespräch mit dieser Zeitung. Schon jetzt zählt HEM zu den zehn größten Tankstellenketten Deutschlands. Der Marktanteil liege bei vier Prozent. Ziel seien fünf Prozent. Traditionell ist die Marke HEM, die ursprünglich für „Hamburg Eggert Mineralöle“ stand, im Norden der Republik stark vertreten. Der Firmensitz ist in Elmshorn (Schleswig-Holstein). In NRW zählt HEM derzeit 43 Tankstellen. „Gerade in NRW sehen wir erhebliche Wachstumspotenziale“, sagt Pohl. „Wir errichten neue Tankstellen auf der grünen Wiese und wir übernehmen Tankstellen von Wettbewerbern.“

HEM verfolgt eine aggressive Preispolitik. „Unsere Strategie ist es, Benzin immer billiger anzubieten als die großen Marken“, sagt Pohl. „Das gelingt uns, weil wir besonders effizient arbeiten und keine große Verwaltung haben. In unserer Zentrale arbeiten nicht einmal 100 Beschäftigte.“ Bei über zwei Milliarden Euro Umsatz verbuche HEM am Jahresende einen Gewinn im einstelligen Millionenbereich.

Unternehmen im Besitz des libyschen Staates

Vor zwei Jahren gab es Boykottaufrufe gegen HEM, da sich das Unternehmen im Besitz des libyschen Staates befindet. Die Finanzströme zum damaligen Machthaber Gaddafi sollten gestoppt werden. „Es gab nie Finanzströme“, betont Pohl. „Jeder Cent, den wir verdient haben und verdienen, wird in unser Tankstellennetz und die rund 4000 Arbeitsplätze in Deutschland investiert.“ Das Benzin von HEM werde zum Großteil in deutschen Raffinerien hergestellt. Dafür werde Rohöl von den internationalen Märkten eingesetzt, nicht nur Öl aus Libyen.

HEM setzt auch auf den Wettbewerb, der durch die von der Bundesregierung initiierte neue Markttransparenzstelle entstehen könnte. Womöglich schon im Sommer sollen die Autofahrer auf einen Blick die Benzinpreise vergleichen können – im Internet und auf dem Handy. „Ich gehe davon aus, dass private Online-Vergleichsportale auf die Daten der Markttransparenzstelle zugreifen werden“, sagt Pohl. „Durch die Preisvergleiche in Echtzeit verschärft sich der Wettbewerb massiv.“