München. Die Deutsche Bahn erhebt ihre bislang schwersten Vorwürfe gegen den Bahn-Zulieferer Bombardier. Bei Bahnen für den Berliner Stadtverkehr soll der Konzern Mängel verschwiegen und die Bahn damit getäuscht haben. Der Zughersteller weist die Vorwürfe als “ungegründet und rufschädigend“ zurück.

Die Deutsche Bahn erhebt im Streit mit der Industrie um schadhafte Züge die bislang schwersten Vorwürfe. Der Konzern Bombardier soll bei den Lieferungen von 500 S-Bahnen für Berlin Mängel an den Rädern und beim Bremssystem verschwiegen und so die Bahn arglistig getäuscht haben, heißt es nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" in einer beim Landgericht Berlin eingereichten Schadenersatzklage. Von den 1,1 Milliarden Euro für die Berliner Züge will die Bahn deshalb fast 350 Millionen Euro zurück bekommen.

Der kanadische Zughersteller weist die Anschuldigungen als "unbegründet und rufschädigend" zurück. Aus Kreisen der deutschen Eisenbahnindustrie heißt es, bei Bombardier sei man über die Bahn empört. Mit diesen heftigen Vorwürfen werde Bombardier unterstellt, "wissentlich das Leben von Fahrgästen riskiert" zu haben. Damit überschreite die Bahn eine "rote Linie" im Dauerstreit mit den Zuglieferanten, sei aus Industriekreisen zu hören.

Laufleistung der S-Bahnen weit unter angegebenem Wert

In der Klage steht dem Bericht zufolge, die Räder der S-Bahnen seien um 50 Prozent "unterdimensioniert" gewesen. Bedingt durch diesen Mangel habe die "sichere Laufleistung" der Räder bei 275.000 Kilometern gelegen, statt der von Bombardier und vom Unterlieferanten für die Räder genannten 1,2 Millionen Kilometer.

Außerdem beanstandet die Bahn, Bombardier habe das Bremssystem unzureichend getestet, dies dann aber verschleiert. Auf nasser Schiene habe es nur eine einzige Messfahrt unter irrealen Bedingungen gegeben. "Die Züge hätten nie zugelassen werden dürfen", zitiert das Blatt Bahnkreise. (dapd)