Berlin. Die Entscheidung schlug ein wie eine Bombe: Zyprische Kleinsparer werden zur Kasse gebeten, um Banken des Landes zu retten. In der internationalen Presse wird diese Brüsseler Entscheidung vernichtend bewertet: Es handle sich um eine “schwere Fortm von Irreführung, die man auch Betrug nennen könnte“.

Der Brüsseler Beschluss, auch Kleinsparer für die
Rettung der zyprischen Banken zur Kasse zu bitten, hat international ein
negatives Presseecho ausgelöst. Ein Überblick:

- "Neue Zürcher Zeitung" (Schweiz): "Die Euro-Länder zeigen, dass der
überall in der EU versprochene Einlegerschutz für Bankeinlagen bis zu 100 000
Euro nicht viel wert ist. (...) Diese Einsicht dürfte übrigens selbst für die
Sicherung von Bankeinlagen in der Schweiz gelten."

- "De Telegraaf" (Niederlande): "Nun wurden plötzlich die Regeln
verändert. Denn innerhalb der EU war abgesprochen, Spareinlagen bis 100 000 Euro
zu schützen. (...) Das ist eine schwere Form von Irreführung, die man auch
Betrug nennen könnte. Außerdem wurde hiermit ein gefährlicher Präzedenzfall für
künftige Rettungsaktionen in anderen schwachen Ländern geschaffen."

- "Sega" (Bulgarien): "Betroffen sind nicht nur die Zyprer, sondern
alle Menschen und Anleger in der Eurozone, potenziell jeder Mensch auf dem
Planeten. (...) Dieser Raub am hellichten Tag gilt als ein Signal für die ganze
Welt. Bei Staatspleiten werden nun nicht mehr die Gläubiger die Rechnung
bezahlen, sondern die Geldanleger."

"Gazeta Wyborcza" (Polen): "Mit einem Zusammenbruch Zyperns kann sich
Europa abfinden. Daher sind die Bedingungen, die dieser kleinen Insel diktiert
werden, härter als im Falle Griechenlands, Spaniens, Portugals und Irlands."

"Sturm der Entrüstung und politisches Chaos"

"Rossijskaja Gaseta" (Russland): "Die Entscheidung ist natürlich ein
Zeichen des Misstrauens in das gesamte EU-Finanzsystem. Niemand kann
garantieren, dass nicht schon morgen dasselbe in jedem beliebigen Problemland
wiederholt wird, und davon gibt es in der Eurozone genügend. Welchen Sinn macht
es, Geld anzulegen, wenn dann zehn Prozent der Einlagen weggenommen werden
können, um fremde Probleme zu lösen?"

- "Independent" (Großbritannien): "Wenn sich Sparer fragen, ob ihre
Bankeinlagen in Staaten der Eurozone sicher sind, die Hilfe aus dem
Rettungsfonds benötigen, könnte es einen Run in Griechenland, in Italien und
Spanien geben. Die EU wird behaupten, Zypern sei ein Sonderfall. Doch wenn der
Preis dafür ein erschüttertes Vertrauen der Sparer in das Bankensystem der
Mittelmeerstaaten ist, dann war es das nicht wert."

- "El Mundo" (Spanien): "Die Entscheidung der Europäischen Union, auf
Zypern einen Teil der Bankguthaben zu konfiszieren, hat in der Bevölkerung der
Mittelmeerinsel einen Sturm der Entrüstung und ein politisches Chaos ausgelöst.
Der Präsident des Landes sprach gar von Erpressung."