Essen. Deutsche Großkonzerne entlohnen ihre Vorstände fürstlich. Das gilt nicht nur für das laufende Gehalt, sondern auch für die Pensionen der Konzernlenker. Vor allem Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche kann mit einer dicken Pension rechnen: Seine Ansprüche belaufen sich auf fast 40 Millionen Euro.
Viele Chefs deutscher Großkonzerne haben sich Pensionsansprüche in Millionenhöhe gesichert. Von Jahr zu Jahr steigen die Summen, um die es geht. Allein die Pensionsansprüche von Daimler-Chef Dieter Zetsche belaufen sich mittlerweile auf 39,6 Millionen Euro, wie aus dem aktuellen Daimler-Geschäftsbericht hervorgeht. Vor einem Jahr war noch von 29,6 Millionen Euro die Rede. Für Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hat das Unternehmen 22,8 Millionen Euro zurückgelegt. Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers Eon, darf mit 16,4 Millionen Euro als Altersvorsorge rechnen.
Aktionärsschützer sehen die Rundum-Sorglos-Pakete für Deutschlands Vorstandsriege kritisch. „Wer als Vorstandschef eines Dax-Konzerns einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschreibt, hat in der Regel praktisch ausgesorgt“, konstatiert Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er fordert mehr Wachsamkeit der Aufsichtsräte, die dafür zuständig sind, die Arbeitsverträge mit den Vorständen auszuhandeln. „Die Aufsichtsräte sollten sich nicht dazu verleiten lassen, übers Ziel hinauszuschießen, nur weil Pensionen Lasten sind, die erst in Zukunft anfallen.“
Auch im Mittelstand wächst der Unmut. „Das Thema gehört dringend auf die Tagesordnung. Die Pensionen sind zum Teil sittenwidrig hoch“, kritisiert NRW-Handwerkspräsident Wolfgang Schulhoff. „Durch die Pensionen werden die Unternehmen teilweise viel stärker belastet als durch Boni oder jährliche Gehälter.“
Einige Konzerne reagieren
Einige Konzerne haben mittlerweile auf die Kritik an den opulenten Ruhegeldern reagiert und das Vergütungssystem umgestellt. Der Energieversorger RWE zum Beispiel zahlt seinem Vorstandschef Peter Terium für das abgelaufene Geschäftsjahr ein „Versorgungsentgelt“ in Höhe von 368 000 Euro. Die Ansprüche seines Vorgängers Jürgen Großmann fielen noch deutlich voluminöser aus: Für das Jahr 2012 erhielt Großmann noch „ein Versorgungskapital“ in Höhe von 1,5 Millionen Euro, obwohl er Mitte des Jahres das Unternehmen verlassen hatte.
Manche Unternehmen verzichten noch darauf, die Pensionszusagen für die Vorstandsmitglieder individuell zu veröffentlichen. So auch der Chemiekonzern Evonik. Laut Geschäftsbericht stieg der Barwert der Pensionsverpflichtungen für den sechsköpfigen Vorstand zuletzt von 16,2 auf knapp 22,4 Millionen Euro. Was dabei auf Vorstandschef Klaus Engel entfällt, bleibt offen. „Wir brauchen generell mehr Transparenz bei den Pensionszusagen“, fordert Aktionärsschützers Jürgen Kurz.
Rente mit 55 Jahren
Von einer „Rente mit 67“ sind Deutschlands Top-Manager übrigens weit entfernt. Oft haben sie ab 60 Anspruch auf ihr Ruhegeld – so etwa bei Eon und Bayer. Post-Chef Frank Appel (51) könnte sogar schon mit 55 Jahren seine Pensionsleistungen in Anspruch nehmen. Der 65-jährige VW-Chef Martin Winterkorn hätte schon seit seinem 63. Geburtstag Anspruch auf seine Pension gehabt. Lufthansa-Chef Christoph Franz hingegen erhält seine Zahlungen fürs Alter erst ab dem 65.Geburtstag.
Unterschiede gibt es auch bei der Art der Auszahlung. Während viele Vorstände ihr Geld als monatliche Rente bekommen, können einige Vorstandschefs den gesamten Pensionsanspruch auf einen Schlag einfordern, wie etwa Daimler-Chef Zetsche. Bayer-Chef Marijn Dekkers hat sich diese Option sogar extra vertraglich zusichern lassen. Seine Vorstandskollegen können sich auf eine monatliche Rente einstellen.