Dortmund. .
Pferdefleischskandal, der Streit ums Bio-Ei: Die Lebensmittelbranche kommt kaum aus den Schlagzeilen. Das Vertrauen der Verbraucher schwindet aber offenbar nicht überall gleich: Eine der größten Supermarktketten der Region – die Rewe Dortmund – kann im Gegenteil einen Rekordumsatz vermelden. Der Verbund aus rund 300 selbstständigen Einzelhändlern und weiteren 240 belieferten Supermärkten übersteigt im Großhandel erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro. Die rund 20 000 Beschäftigten in der Dortmunder Zentrale und in den Lebensmittelmärkten, die es besonders im Ruhrgebiet, aber auch am Niederrhein und im Sauerland praktisch an jeder Ecke gibt, sorgten für ein stabiles Wachstum von rund drei Prozent.
Rewe-Dortmund-Chef Heinz-Bert Zander blickt zufrieden auf das Ergebnis, zumal im laufenden Jahr mit einem Zuwachs von sogar vier Prozent gerechnet wird. Dazu investiert Rewe weiter in die Fläche. Bis Dezember sollen 18 neue Märkte eröffnet werden, unter anderem in Hagen, Dortmund und Oberhausen.
Gegen zusätzliche Kontrollen
Natürlich lässt die anhaltende Diskussion über die Qualität unserer Nahrungsmittel auch die Rewe-Kassen manchmal leiser klingeln. Beim jüngsten Skandal um Pferdefleisch, das in Tiefkühl-Lasagne gefunden wurde, brach die Nachfrage bei dieser Fertigkost um 80 Prozent ein – auch bei den Produktreihen, die nicht in Verdacht der Falschetikettierung standen. Der Absatz hat sich bis heute noch nicht erholt. Die Forderung nach zusätzlichen Kontrollen weist Zander dennoch zurück: „Das ist nicht zielführend. Man muss ja wissen, wonach man sucht.“
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Die in Deutschland weit verbreitete Geiz-ist-geil-Mentalität lässt Zander als Ausrede für die Unregelmäßigkeiten der unter Kostendruck stehenden Lebensmittelindustrie nicht gelten. Zwar sei der deutsche Supermarktkunde im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn ausgesprochen knauserig. Dennoch: Auch Billigware müsse gesundheitlich unbedenklich sein, Mindeststandards erfüllen und korrekt deklariert werden.
Die deutsche Preissensibilität dürfte in Zukunft ohnehin auf eine harte Probe gestellt werden. Denn Lebensmittel werden teurer. Daran führt für den Rewe-Chef kein Weg vorbei. Das gelte durch die Bank für alle Produkte, Babynahrung nicht ausgenommen, die zur Zeit in rauen Mengen von Chinesen erstanden werde, was Hersteller schon vor ernsthafte Lieferengpässe stelle. Auch bei Getreide, Fleisch, Obst und Gemüse koche der Preis hoch.
Das Kürzel Rewe gibt Rätsel auf
Etwas zu feiern gibt es bei Rewe Dortmund aber dennoch. Die eigenständige Genossenschaft, die mit der viel größeren Rewe Group Köln nur locker verbunden ist, geht ins 100. Jahr ihres Bestehens. 1913 wurde der Verbund von 15 Dortmunder Kaufleuten gegründet. Übrigens: Wofür das Kürzel Rewe eigentlich steht, weiß selbst Vorstandschef Zander nicht so ganz genau. Als besonders glaubhaft gilt jene Version, wonach die vier Buchstaben das Kürzel sind für ein Wortungetüm aus Tagen, als Pferdefleisch noch marktgängig war: Revisionsverband Westkaufgenossenschaften.