Bochum. . Ganztägige Betriebsinformationsversammlung in Bochum stoppt die Produktion bei Opel. Der Grund: Das Unternehmen hat als Bedingung für weitere Verhandlungen einschneidende Forderungen aufgestellt: Unter anderem sollen die Opelaner auf Tariferhöhungen verzichten.
Die Bänder im Bochumer Opel-Werk standen gestern mit dem Beginn der Frühschicht um acht Uhr still. Während der lang andauernden Betriebsinformationsveranstaltung wurden in dem von Schließung bedrohten Werk keine Zafira-Minivans mehr produziert. Der Bochumer Betriebsrat veröffentliche währenddessen eine Erklärung zu den andauernden Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der Arbeitnehmerseite über die Zukunft von Opel. Demnach wird die von den Gewerkschaften geforderte Motorenproduktion nach dem Ende des Fahrzeugbaus vom Management grundsätzlich abgelehnt.
Laut dem Schreiben des Bochumer Betriebsrates hat das Unternehmen als Vorbedingung für weitere Verhandlungen mehrere einschneidende Forderungen aufgestellt. Neben dem Verzicht auf beschlossene und zukünftige Tariferhöhungen bis mindestens 2015 seien dies:
1. Auslauf der Getriebefertigung spätestens 2014
2. Verzicht auf Fahrzeugproduktion bis 2016
3. Streichung der Nachtschicht ab dem zweiten Quartal 2013
4. Zustimmung zu betriebsbedingten Kündigungen und dem Abbau von 2500 bis 3000 Arbeitsplätzen bis 2016
5. Letzte Einstellung von Auszubildenden 2013 und Auslaufen der Betriebsausbildung 2016
Nur bei Zustimmung zu diesen Punkten wolle das Unternehmen die Fahrzeugproduktion in Bochum nicht bereits 2014 statt 2016 beenden. Außerdem sei die Gründung einer Gesellschaft „Perspektive Bochum 2022“ von einer kurzfristigen Zustimmung abhängig.
„Niemand darf in die Arbeitslosigkeit entlassen werden“
Die von Stadt, Land und Opel zu gründende Gesellschaft soll für weitere Arbeitsplätze auf dem Werksgelände sorgen. Voraussetzung ist, dass Opel selbst eine vierstellige Zahl von Industrie-Arbeitsplätzen am Ort hält. Zugesagt sei laut Betriebsrat bislang nur die Erweiterung des Ersatzteillagers mit 66 zusätzlichen Arbeitsplätzen.
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) sagte: „Niemand darf in die Arbeitslosigkeit entlassen werden.“ Nun liege der Ball im Feld der Verhandlungspartner.
Ein Sprecher von Opel wollte die aufgelisteten Punkte nicht kommentieren, aber auch nicht dementieren. Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky, gleichzeitig Vizepräsident von Opel-Mutter General Motors, sagte am Montag in Barcelona zu den Verhandlungen: „Wir hoffen, dass wir den Abschluss bis zum Monatsende hinbekommen können.“ Der erste März, also nächsten Freitag, soll der erste Arbeitstag des neuen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sein.