Düsseldorf. Europas größter Handelskonzern Metro trennt sich von der Traditionsmarke Adler. Käufer ist die die Luxemburger Fondsgesellschaft bluO. Während sich Metro nicht zu Einzelheiten äußern wollte, bestätigte bluO einen Kaufpreis von 10 Millionen Euro.
Nach «intensiven Verhandlungen» hat Europas größter Handelskonzern Metro am Freitag den Verkauf der Traditionsmarke Adler an die Luxemburger Fondsgesellschaft bluO abgeschlossen. Während sich Metro nicht zu Einzelheiten äußern wollte, bestätigte bluO auf Anfrage einen Kaufpreis von 10 Millionen Euro. Aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen verlautete außerdem, dass das Unternehmen schuldenfrei übergeben wurde.
Nach Umsatz und Mitarbeiterzahl dürfte es sich um die größte Unternehmensübernahme in Deutschland im Jahr 2009 handeln. Für Metro und seinen Vorstandsvorsitzenden Eckhard Cordes stellt sich die Transaktion als Erfolg dar. Zum einen konnte der lange Verkaufsprozess rechtzeitig vor der Hauptversammlung abgeschlossen werden. Die Absicht, sich von Adler zu trennen, hatte Metro bereits im Juli vergangenen Jahres, also vor Ausbruch der Finanzkrise, mitgeteilt, konnte sich jedoch lange Zeit nicht mit Interessenten auf einen Abschluss einigen. Zum anderen konnte das von Cordes zu Jahresbeginn angekündigte Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm erstmals exemplarisch umgesetzt werden.
Nie wirklich strategischer Bestandteil
Im Vergleich zu anderen «Vertriebslinien» - das sind bei Metro beispielsweise die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn, die Warenhauskette Galeria Kaufhof und die Supermarktkette real - passte die über 60 Jahre alte Textilkette Adler von Anfang an nicht so recht in das Portfolio und war deshalb nie wirklich strategischer Bestandteil. Mit bluO wurde nun offensichtlich der Wunschpartner gefunden. Metro betont, man habe bluO ausgewählt, da dieser Investor «mit einem zukunftsfähigen Konzept» sowie «Erfahrung und Kompetenz im Handelsgeschäft und in Sachen Restrukturierung» überzeugt habe.
bluO konnte sich gegen namhafte Strategen und Finanzinvestoren durchsetzen. Bereits Anfang des Jahres hatte die Fondsgesellschaft die Firmen Bea, Rohner und Evotape mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro von der im SDAX gelisteten Arques Industries AG übernommen. Mit der Adler-Transaktion steigt der Fondsumsatz auf über 600 Millionen Euro.
Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise
Ob die Adler-Transaktion für bluO ein gutes Geschäft ist, muss sich noch zeigen. Ähnlich wie die deutschen Industrieunternehmen leidet auch der deutsche Textileinzelhandel unter den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Nach den Konkursen der Wehmeyer Gruppe oder des Filialisten SinnLeffers musste vergangene Woche auch Adessa Moden aus Würselen bei Aachen den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Eigentlich keine guten Vorzeichen.
Dies alles scheint das Adler-Management (noch) nicht zu berühren. Das Traditionsunternehmen aus dem unterfränkischen Haibach bei Aschaffenburg sieht sich jedenfalls in der Finanzkrise bestens aufgestellt, unter anderem weil es mehr als drei Viertel der Umsätze über Kundenkarten macht. Der Umsatz von Adler betrug im Jahre 2008 nach Metro-Angaben 464 Millionen Euro. Damit ist Adler eine der größten deutschen Textilhandelsketten mit rund 5800 Mitarbeitern und weit über 100 Filialen in Deutschland, Österreich und Luxemburg.
Entsprechend seiner Nischenstrategie konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf Kunden, die älter als 40 Jahre sind. «Wir beobachten in dieser Kundengruppe den Trend weg von teuren Premiummarken hin zu Qualitätsprodukten zu günstigen Preisen», sagte ein Branchenexperte. «Aufschläge für bestimmte Namen sind die Kunden nicht mehr bereit zu zahlen.» Tatsächlich sollen nach Angaben informierter Kreise die Umsätze bei Adler zum Jahresbeginn teilweise spürbar angezogen haben.
Ob Adler aber tatsächlich und nachhaltig der antizyklische Nutznießer der Krise sein kann, bleibt abzuwarten. bluO plant nach eigenen Angaben, die Vertriebsaktivitäten durch Eröffnung weiterer Märkte auszuweiten und die Position der Marke Adler durch Zukäufe zu sichern. «Die Zeit ist günstig, um Markt- und Umsatzanteile zu gewinnen», sagte Michael Feldt, Sprecher von bluO.
Über ihre Eigentümer ist die Nachrichtenagentur ddp mit bluO verbunden. (ddp)