Essen. .

Seit zwei Jahren steht der britische Manager Andrew Jennings an der Spitze der Essener Warenhauskette Karstadt, die dem deutsch-amerikanischen Investor Nicolas Berggruen gehört. Im Interview zieht Jennings eine Zwischenbilanz und spricht über den angekündigten Stellenabbau sowie seine Strategie „Karstadt 2015“.

Herr Jennings, im Sommer vergangenen Jahres haben Sie angekündigt, dass Karstadt 2000 Stellen streichen will. Dafür haben Sie heftige Kritik der Gewerkschaften einstecken müssen. Meinen Sie wirklich, ein Warenhaus kann mit weniger Menschen mehr Service anbieten?

Jennings: Karstadt hat den geplanten Stellenabbau vorzeitig und erfolgreich nahezu abgeschlossen. Wie angekündigt haben wir dies nahezu vollständig sozialverträglich und aus eigener Kraft geschafft. Wir sind effizienter geworden, haben uns von viel Adminis-tration getrennt und uns besser organisiert – das ergibt im Ergebnis deutlich mehr Zeit für den Kunden und nicht weniger. Wir haben heute eine bessere Altersstruktur und weniger Hierarchie.

Konkreter bitte. Wir haben Karstadt auf die richtige Größe gebracht und von den bis 2014 zu streichenden 2000 Stellen schon rund 1850 über Frühpensionierung, freiwilligen Austritt, natürliche Fluktuation und Nichtverlängerung befristeter Arbeitsverhältnisse eingespart. Wir haben zum Beispiel die Situation, dass in der Vergangenheit zwei Warenhäuser zusammengelegt wurden und wir dort nun die doppelte Anzahl von Mitarbeitern in nur noch einem Haus haben.
In noch fünf von den insgesamt 86 Warenhäusern sehen wir Handlungsbedarf und beabsichtigen die Einrichtung von Transfergesellschaften. Das betrifft weniger als 150 Mitarbeiter.

Um welche Standorte geht es? Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns dort noch in einem Dialog mit den Betriebsräten und Mitarbeitern befinden und dann selbstverständlich zunächst die Mitarbeiter informieren.

Zu Karstadt gehören 86 Warenhäuser, 28 Sport-Filialen und drei Luxuswarenhäuser in Berlin, Hamburg und München. Bleibt das so? Haben Sie Schließungspläne? Wir haben keine Pläne für Filialschließungen. Grundsätzlich ist klar: Der Kunde entscheidet, ob eine Filiale langfristig erfolgreich ist oder nicht. Die Situation für Warenhäuser in Deutschland ist nicht gerade ­einfacher geworden. Das Online-Geschäft floriert, gleichzeitig trübt die Euro-Krise die Einkaufsstimmung. Wie wirkt sich das auf das Geschäft von Karstadt aus? Keine Frage: Der Wind bläst uns ins Gesicht, aber er wirft uns nicht um. Beispielsweise leidet der Modemarkt in Deutschland unter einem deutlich negativen Trend und es ist eine signifikante Zunahme des Online-Geschäfts zu verzeichnen – ein Trend übrigens, der auf dem ohnehin hart umkämpften deutschen Markt zu zahlreichen Markteintritten ausländischer Online-Shops großer Einzelhandelsmarken führt.

Wie viele der 86 Karstadt-Warenhäuser sind so modern, wie sie sein sollten?

Wir haben bisher bereits 31 Filialen modernisiert. Ein sehr gutes Beispiel ist unser Haus in Düsseldorf, das wir im Herbst zum Großteil und in diesem Sommer komplett modernisiert haben werden. Es hat eine Modellfunktion innerhalb von Karstadt und zeigt sehr gut, wo die Reise hingeht.

Wie viel Zeit brauchen Sie für die Sanierung von Karstadt? Uns ist klar, dass wir einen weiterhin harten Weg vor uns haben. Wir müssen zum Beispiel noch stärker an unserer Service- und Verkaufsorientierung arbeiten. Unser Plan lautet „Karstadt 2015“, nicht „Karstadt Februar 2013“. Wir denken langfristig und wissen, dass wir mit Nicolas Berggruen einen Eigentümer haben, der großes Vertrauen in Karstadt setzt. Und wir setzen unsere Strategie konsequent um.