Düsseldorf. . Auch in NRW gibt es Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Online-Handelsriesen Amazon. Zu kurze Pausen, lange Schlangen vor der Toilette, Lohn unter Tarifniveau – die Mängelliste der Gewerkschaft Verdi für den Amazon-Logistikstandort Rheinberg ist lang.
Auch in NRW gibt es Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Online-Handelsriesen Amazon. Zu kurze Pausen, lange Schlangen vor der Toilette, Lohn unter Tarifniveau – die Mängelliste der Gewerkschaft Verdi für den Amazon-Logistikstandort Rheinberg ist lang.
Auch die NRW-Landesregierung sieht die Vorgänge bei Amazon kritisch. „Wir stellen in NRW fest, dass Amazon gerade in der Vorweihnachtszeit verstärkt auf Leiharbeitskräfte zurückgreift“, sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) dieser Zeitung. „Grundsätzlich ist es nicht verwerflich, wenn Betriebe Leiharbeiter einsetzen. Problematisch wird es, wenn Unternehmen systematisch feste Arbeitsverhältnisse durch Leiharbeitsverträge ersetzen. Der Verdacht liegt nahe, dass Amazon diese Strategie hat.“
Sabine Busch, die bei Verdi für Amazon in Rheinberg zuständig ist, verweist auf Probleme, die entstehen, wenn eine Belegschaft zeitweise durch Leiharbeiter verdoppelt wird: „Teams werden durcheinandergewirbelt, was zuweilen zu Spannungen führen kann.“ Probleme seien „lange Schlangen vor den Toiletten oder zu großer Andrang in der Kantine“.
„Ein großes Thema sind die Pausen“
Im Blickpunkt stand bislang vor allem der hessische Amazon-Standort Bad Hersfeld. Es gibt Vorwürfe, dort seien Leiharbeitskräfte aus dem Ausland in überbelegten Ferienwohnungen untergebracht und schlechter bezahlt als versprochen worden. Ihr sei nicht bekannt, dass es in Rheinberg „ähnlich kritische Zustände gab“, sagte Busch, übte aber zugleich Kritik an den Arbeitsbedingungen in dem NRW-Logistikzentrum.
„Ein großes Thema sind die Pausen, die zu knapp bemessen sind“, berichtete sie. „Jeder Mitarbeiter hat 45 Minuten Zeit am Tag für den Gang zur Kantine. Das ist zu wenig, denn die Beschäftigten müssen zum Teil lange Wege in den Hallen zurückzulegen und mehrere Minuten an einer Sicherheitsschleuse wie am Flughafen warten.“ Für die rund 2700 Mitarbeiter gebe es nur vier Sicherheitsschleusen. „Daher bleiben für das Essen oft nur noch wenige Minuten. So wird die Pause zum Stressfaktor.“ Amazon setze die Sicherheitsschleusen offenbar ein, damit es nicht zu Diebstählen komme. „Beschäftigte dürfen keine persönlichen Gegenstände mitnehmen. Die Sicherheitsschleuse meldet schon Alarm, wenn sich ein Kaugummipapier in der Hose befindet.“
Der Durchschnittlohn von Amazon in Rheinberg liege bei rund zehn Euro pro Stunde. „Das ist kein Tariflohn, wie ihn zum Beispiel der Otto-Versand mit 12,28 Euro zahlt“, bemängelte Sabine Busch. Der Amazon-Standort Rheinberg hatte zunächst keinen Betriebsrat. Am 13. März gibt es erstmals Betriebsratswahlen.
„Leiharbeit neu regulieren“
Die NRW-Landesregierung sieht grundsätzlich Handlungsbedarf, um Dumpinglöhne zu verhindern. „Wir wollen erreichen, dass die Leiharbeit neu reguliert wird“, sagte Arbeitsminister Schneider. „Es muss der Grundsatz gelten: gleiches Geld für gleiche Arbeit. Wir wollen den Niedriglohnsektor eindämmen und einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn einführen. So lässt sich Lohndumping konsequent bekämpfen. Unsere Vorschläge liegen im Bundesrat auf dem Tisch.“