Berlin/Düsseldorf. Als eine “riesige Täuschung“ und “kriminell“ hat NRW-Umweltminister Remmel den Fund von Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagne in Nordrhein-Westfalen bezeichnet. Auch andere Politiker haben sich zu Wort gemeldet. Grünen-Fraktionschefin Künast macht die Billig-Produktion von Fleisch für den Skandal verantwortlich. Bundesverbraucherministerin Aigner fordert europaweite Kontrollen.

Den Fund von Pferdefleisch in einer Lasagne in Nordrhein-Westfalen hat NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) als eine "riesige Verbrauchertäuschung" kritisiert. "Das ist kriminell. In Produkte gehört nur das rein, was auch draufsteht", sagte Remmel am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Noch sei unklar, warum das Pferdefleisch dort reingekommen sei. "Zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls kann ich nicht ausschließen, dass wir da auch noch mehr finden", sagte der Minister und kündigte genaue Analysen an. Er schließe weitere Funde nicht aus.

Im Fleischhandel sollte es zudem einen Wandel geben. "Wir müssen wieder darüber nachdenken, regionale Bezüge zu haben, wissen, wo das Fleisch herkommt. Beim Metzer um die Ecke", sagte Remmel. Die entsprechenden Strukturen für einen regionale Fleischhandel aufzubauen, braucht seiner Einschätzung nach jedoch bis zu zehn Jahre. Auf dem internationalen Fleischmarkt müsse es zudem auch internationale Kontrollen geben, mahnte Remmel.

Künast mach Billig-Produktion verantwortlich

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast hat die Billig-Produktion von Fleisch mit für den Skandal um Pferdefleisch im deutschen Handel verantwortlich gemacht. "Beim Pferdefleisch zeigt sich, dass die Billig-Billig-Ideologie wirklich Probleme bereitet", sagte sie am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk.

Bei den Geschäften über mehrere Länder sei die Herkunft des Fleisches nicht mehr genau nachvollziehbar. Daher forderte die ehemalige Verbraucherschutzministerin eine genaue Etikettierung und Dokumentation der Produktionskette. "Man muss wissen, was drin ist. Das ist sonst schlicht und einfach Verbraucher-Beschiss."

Aigner: Echte Sauerei

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Fund von Lasagne mit Pferdefleisch im deutschen Handel als "krassen" Fall von Verbrauchertäuschung kritisiert. "Man könnte fast sagen: Es ist eine echte Sauerei", sagte Aigner am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Sie begrüßte einen Vorschlag aus Brüssel, europaweit Fleisch zu kontrollieren, um einen möglichen systematischen Betrug aufzudecken.

Die Supermarktkette Real hatte am Mittwoch eine Tiefkühl-Lasagne zurückgerufen, weil Pferdefleisch in einzelnen Stichproben gefunden worden war. Auch andere Unternehmen wie Kaiser's Tengelmann, Rewe, Edeka und Eismann überprüfen verdächtige Produkte. (dapd/dpa)