Hagen..



Nicht immer haben Lebensmittelkontrolleure ein so leichtes Spiel wie vor knapp neun Jahren in Gelsenkirchen. Da betraten sie in jenem Moment eines der zwei Kühllager in ihrer Stadt, als ein Fleischhändler damit begann, zehn Jahre altes Fleisch in frisches umzuetikettieren. So offensichtlich geht es bei dem aktuellen Skandal um rumänisches Pferdefleisch nicht zu. Dessen Wege sind verschlungener. Doch auch sie führen nun nach NRW. Nordrhein-Westfalen.

Am späten Dienstagabend löste eine Warnung des EU-Schnellwarnsystem im NRW-Verbraucherschutzministerium Alarm aus. Lieferlisten belegten, dass über jenen Zwischenhändler, der falsch etikettierte Lasagne nach Großbritannien geliefert hat, auch ein Lager in NRW versorgt worden sei.

Im Laufe des Tages saßen Lebensmittelkontrolleure unter anderem im Büro der Tiefkühlfirma Eismann in Mettmann. Auch hier geht es um Lasagne. „Ja, die waren bei uns. So wie bei vielen anderen Firmen auch!“, versucht Firmen-Sprecher Hubertus Menke zu relativieren. Die Kontrolleure seien vor allem an der Lieferkette interessiert gewesen. Eismann habe aufgrund einer Information bereits in der vergangenen Woche zwei Produkte aus dem Sortiment genommen. Ein Laborbefund liege bislang noch nicht vor.

0,4 Prozent Pferdefleisch

Auch bei Kaiser’s Tengelmann hatte man vor ein paar Tagen vorsorglich reagiert und eine Lasagne der Marke A&P aus den Truhen genommen. Hersteller der Tiefkühl-Lasagne sei der französische Hersteller Comigel, der auch die mit Pferdefleisch verarbeitete englische Lasagne produziert hat. Der Laborbefund steht noch aus.

Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte, der Tip sei vom Großhändler Markant gekommen, einer Schweizer Firma, deren deutscher Part in Offenburg beheimatet ist. Markant wollte gestern keine Stellungnahme dazu abgeben.

Auch Real nahm vorsorglich Lasagne der Marke Tip aus dem Verkauf, ebenso Mini-Cheeseburger von Agro-On. Ein Fernsehsender habe das Unternehmen auf die Produkte aufmerksam gemacht. „Laut Labor befand sich in der Lasagne 0,4 Prozent Pferdefleisch“, sagt Real-Sprecher Jablonski.

Die Suche nach dem als Rind deklarierten Pferdefleisch hat in Deutschland gerade erst begonnen. Doch so sicher es ist, dass ordnungsgemäß verarbeitetes Pferdefleisch an sich keine Gefahr für den Menschen darstellt, so sehr drängt sich diese Fragen auf: Warum wurde Pferdefleisch verarbeitet, das doch von der Branche als teurer eingeschätzt wird? Von welchen Tieren genau also stammt das Fleisch, dass es den Erzeugern von Lasagne und Mini-Cheeseburgern dort profitabler erschien?