Bochum.. Der größte deutsche Tankstellenbetreiber Aral hat Vorwürfe der Preistreiberei an den Zapfsäulen zurückgewiesen. Die Preisdiskussion blende aus, dass vom Benzinverkauf vor allem der Staat profitiere, sagte Aral-Vorstandsmitglied Stefan Brok. Für Aral blieben maximal 1,5 Cent pro Liter übrig.

Der Marktführer Aral hat im vergangenen Jahr rund 2,7 Millionen Mal seine Spritpreise an seinen 2491 Tankstellen verändert. Das entspricht bis zu fünf Bewegungen pro Tag. Die extremen Schwankungen führt Aral-Vorstand Stefan Brok auf den scharfen Wettbewerb der Mineralölkonzerne und das hohe Preisniveau zurück. Super E5 kostete zwischen 1,57 und 1,72 Euro pro Liter, Diesel zwischen 1,42 und 1,54 Euro.

Brok verwahrt sich aber gegen den Vorwurf, dass Aral die Preistreiberei befeuere. „Ohne Steuern hätten Kraftstoffe im vergangenen Jahr gerade einmal zwischen 69 und 78 Cent gekostet“, sagte der Aral-Vorstand. Während der Bochumer Konzern 7,5 Milliarden Euro aus dem Tankstellengeschäft an den Staat überwiesen habe, blieben für Aral bis zu 1,5 Cent Gewinn nach Abzug der Steuern übrig.

Für die hohen Spritpreise machte Brok aber auch den immer weiter steigenden Preis für Rohöl und den im Vergleich zum US-Dollar schwachen Eurokurs verantwortlich. Dadurch seien die Beschaffungskosten 2012 um rund acht Euro je Barrel (159 Liter) gestiegen.

Keine Angst vor der Markttransparenzstelle

Die Markttransparenzstelle, die der Bund im Herbst starten will, wird nach Broks Einschätzung wenig an den Spritpreisen ändern. „Für uns ist Transparenz schon da“, sagte er. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern stelle Aral schon jetzt die Preise aller rund 2500 Tankstellen ins Internet. Es bleibe abzuwarten, so Brok, ob Kunden tatsächlich etliche Kilometer zur nächsten Tankstelle fahren werden, um wenige Cent zu sparen.

Die hohen Spritpreise im vergangenen Jahr hinterließen Spuren in den Zahlen von Aral. Die Bochumer BP-Tochter verteidigte zwar ihre Marktführer-Position, büßte aber Anteile ein. Während der Kraftstoffabsatz an deutschen Tankstellen 2012 wegen sparsamerer Motoren und Konsumzurückhaltung um drei Prozent auf 33,9 Millionen Tonnen sank, büßte Aral bei den Ottokraftstoffen 5,2 Prozent ein und verkaufte 18,1 Millionen Tonnen. Nur beim Diesel gab es ein Absatzplus von einem Prozent auf 15,8 Millionen Tonnen.

Kein Durchbruch für E10

Auch zwei Jahre nach seiner Einführung stehen die Autofahrer dem Bio-Kraftstoff E10 skeptisch gegenüber, obwohl er vier Cent günstiger ist als E5. Nur 20 Prozent des Benzin-Segments entfallen auf den Sprit mit der höheren Bioethanol-Beimischung. Die Vorbehalte der Kunden führt Aral auf die Debatte um den Einsatz von Getreide in der Kraftstoffherstellung, aber auch auf die Befürchtung, Motoren könnten durch E10 Schaden nehmen, zurück. Brok legt sich dagegen fest: „Die Sorge vor Motorschäden ist unbegründet.“ Dennoch rechnet er für die Zukunft nicht damit, dass sich E10 am Markt breiter durchsetzen werde.

In Zeiten rückgängingen Kraftstoff-Absatzes wird für Aral das Geschäft mit den Tankstellen-Shops immer wichtiger . Es macht inzwischen 62 Prozent des Ertrags aus. An zusätzliche Einnahmequellen wie Gebühren für die Reifenluft-Prüfung, die Konkurrent Shell gerade testen, planen die Bochumer jedoch nicht. Brok: „Reifenluft ist ein Sicherheitsfaktor. Dafür Geld zu nehmen, geht gar nicht.“