Essen/Berlin.. Die Energiewende als Geldanlage – das ist eine Idee, die in der Politik viel Beifall findet. NRW-Umweltminister Remmel plädiert für eine „Energie-Anleihe des Staates“. Der Energiekonzern RWE will Mitarbeiter zu Windpark-Unternehmern machen. Sie können Anteile an einer Betreibergesellschaft kaufen.

Der Energiekonzern RWE will Mitarbeiter zu Windpark-Unternehmern machen. „Das ist ein Versuchsballon“, sagte Hans Bünting, Chef der RWE-Ökostromtochter Innogy, im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Beschäftigten können Anteile an der Betreibergesellschaft eines Windparks im rheinischen Jüchen erwerben. Auf einem ehemaligen Gelände des Braunkohlentagebaus Garzweiler hat RWE einen Windpark errichtet. „Zunächst einmal bieten wir unseren rund 1400 Mitarbeitern von RWE Innogy an, Miteigentümer des Windparks zu werden“, sagte Bünting. „Wenn das Projekt in Jüchen Erfolg hat, ist es denkbar, ähnliche Angebote allen RWE-Mitarbeitern zu machen.“

„Betroffene zu Beteiligten machen“

Details des Beteiligungsmodells werden noch intern skizziert. Fest stehe aber bereits das Projektvolumen, das bei rund elf Millionen Euro liege, erklärte Bünting. „Die Mitarbeiter übernehmen das volle Risiko wie ein Eigentümer, im Gegenzug können sie auf eine sehr ordentliche Rendite hoffen.“ Insgesamt sei eine Laufzeit von 20 Jahren geplant. „Die Anteile an dem Windpark sind handelbar. Die Mitarbeiter können also auch aus dem Projekt aussteigen.“

Die Energiewende als Geldanlage – das ist eine Idee, die in der Politik viel Beifall findet. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte eine „Bürgerdividende“ für den Netzausbau ins Gespräch gebracht. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) plädierte für eine „Energie-Anleihe des Staates“. Der Grundgedanke: Wenn sich Bürger finanziell beteiligen, steigt auch die Akzeptanz für die Energiewende. Die Bochumer GLS Bank hat bereits in der Vergangenheit Kapital bei Bürgern für örtliche Windpark-Projekte eingesammelt. „Es geht darum, die Betroffenen wirklich zu Beteiligten zu machen“, sagt Johannes Prahl von der GLS Bank. Ein Anwohner, der sich über den Schattenwurf oder Lärm eines Windrads ärgert, ist vermutlich milder gestimmt, wenn er finanziell profitiert.

Projekt von Tennet ist für Anleger nicht ohne Risiko

Auch der Konzern Tennet und die rot-grüne Landesregierung von Schleswig-Holstein unternehmen ein Experiment der Bürgerbeteiligung. Privatleute sollen die Möglichkeit bekommen, sich an einer noch nicht gebauten Höchstspannungsleitung zwischen Niebüll und Brunsbüttel finanziell zu beteiligen. Im Verlauf dieses Jahres will Tennet eine Unternehmensanleihe anbieten, die ab Baubeginn mit vermutlich 4,5 bis fünf Prozent jährlich verzinst wird. Kleinanleger in der unmittelbaren Umgebung der Trasse sollen ein Vorkaufsrecht bekommen. Insgesamt 40 Millionen Euro – 15 Prozent des Projektvolumens – will Tennet einsammeln.

Das Vorhaben ist für die Anleger aber nicht ohne Risiko. So garantiert Tennet den Zinssatz nicht. Er kann höher oder niedriger ausfallen. Grundsätzlich besteht auch das Risiko des Verlustes der Beteiligung. Vorstellbar ist beispielsweise ein Bankrott des Unternehmens. Allerdings ist Tennet ein niederländisches Staatsunternehmen. Joachim Treder von der HSH Nordbank rät zeichnungswilligen Anlegern jedenfalls, „sämtliche Verträge genau zu prüfen“. Eine entscheidende Frage sei, ob genügend Windparks ihren Strom durch die neue Leitung schicken.

Die Pläne in Schleswig-Holstein gelten als Test. Wenn das Vorhaben funktioniert, könnte es ein Modell auch für andere Regionen werden.

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