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Mehr als hunderttausend Stellen sind im vergangenen Jahrzehnt in deutschen Geldhäusern weggebrochen, rund 15 Prozent. Dass es damit längst nicht getan ist, bewies gestern die Commerzbank. Sie bestätigte, in den kommenden vier Jahren bis zu 6000 weitere Vollzeitstellen streichen zu wollen, die meisten davon in deutschen Filialen. Am gleichen Tag verkündete die Allianz, ihre hauseigene Bank mit 450 Beschäftigten im Sommer zu schließen. Die Deutsche Bank streicht 1900 Jobs, wenngleich die meisten im Ausland, allerdings auch rund 450 bei ihrer Tochter Postbank. Und die Hypo Vereinsbank (HVB) will laut Reuters 1000 Stellen bis 2014 streichen.
Den Banken macht vieles zu schaffen: Die Spätfolgen der Finanzkrise 2008/2009, historische Niedrigzinsen, die den Erlös aus Krediten drücken, Abschreibungen auf Staatsanleihen südeuropäischer Krisenländer. Das alles drückt die Gewinne, erklärt aber noch nicht den steten Abbau von Arbeitsplätzen. „Das ist ein Dauerzustand seit sechs, sieben Jahren, der Stellenabbau hat weit vor der Krise begonnen. Und es ist nicht erkennbar, dass sich daran so bald etwas ändern wird“, sagt Dirk Müller-Tronnier, Bankenexperte von Ernst & Young.
In der jüngsten Umfrage der Prüfgesellschaft gaben vier von zehn deutschen Banken an, in den kommenden sechs Monaten Stellen streichen zu wollen. Die meisten wollen sich von Mitarbeitern in der Verwaltung trennen, einige, allen voran die Deutsche Bank, verkleinern ihre Investment-Sparten. Doch es trifft zunehmend auch einfache Kundenberater in der Filiale.
Vor allem Filialgeschäft betroffen
Die zweitgrößte Bank Deutschlands macht den Anfang und räumt vor allem in den Filialen auf. Laut der Gewerkschaft Verdi hält der Commerzbank-Vorstand im klassischen Privatkundengeschäft jede dritte Stelle für verzichtbar, das wären 3400 Stellen. Davon sollen 1800 kurzfristig wegfallen – für Verdi ein „Kahlschlag“. Obwohl bereits mehr als 300 Filialen geschlossen wurden, wirkt noch immer die Übernahme der Dresdner Bank nach.
Das schrumpfende Geschäft mit den Privatkunden gilt auch als Grund für das Aus der Allianz-Bank und den Stellenabbau bei der HVB. Stabil hielten in den vergangenen Jahren nur die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken ihre Belegschaften. Doch das wird laut Analyst Müller-Tronnier nicht so bleiben. Online-Banken würden dem klassischen Filialgeschäft noch über viele Jahren Kunden abnehmen.
Deshalb könne er sich nicht vorstellen, dass Sparkassen und Volksbanken künftig noch „so viele Leute hinterm Schalter haben, die auf Kunden warten“. Die nachwachsenden Generationen neigten zum Online-Banking und die älteren Kunden, die lieber Menschen statt Computern ihr Geld anvertrauen, werden weniger. Der Kampf um die verbleibenden Kunden werde noch härter. Wer in diesem Wettbewerb zurückfalle, gerate unter Kostendruck und werde Personal abbauen.
Aussichten wie diese erschweren den Banken auch die Nachwuchs-Suche. Obwohl 2012 mit 2700 Lehrstellen in NRW bereits zehn Prozent weniger angeboten wurden als im Vorjahr, bewarben sich nur noch 2100 junge Menschen.