Cupertino. .

Rekordabsatz, Rekordumsatz, fantastischer Gewinn und trotzdem schmiert der Börsenkurs ab: Nachdem der US-Elektronikkonzern Apple seine aufsehenerregenden Quartalszahlen vorgestellt hatte, verlor er innerhalb von Minuten 50 Milliarden Euro Börsenwert – so viel, wie die Deutsche Telekom am Markt wert ist. Steckt das wertvollste Unternehmen der Welt in der Krise? Stehen die Börsianer Kopf? Eine Analyse.

Die Zahlen

Die lesen sich beeindruckend: „Im zurückliegenden Quartal erzielte Apple einen Umsatz von 54,5 Milliarden US-Dollar sowie einen Netto-Quartalsgewinn von 13,1 Milliarden US-Dollar“, ist da zu lesen. Das sind etwa 9,8 Milliarden Euro. Damit übertraf Apple erneut den Umsatz des vorausgegangenen Quartals, obwohl der Abrechnungszeitraum mit 13 Wochen ei­ne Woche kürzer als das Vorquartal ausfiel. Der Gewinn? Identisch. Auch setzte Apple mit 47,8 Millionen iPhones und 22,9 Millionen iPads so viele Smartphones und Tablet-PC ab wie noch nie. Trotzdem reagierten die Börsenhändler mit Panikverkäufen. Sie trauen Apple nicht mehr Wachstum zu. Der Gewinn habe nur 14 Millionen Dollar über dem Vorjahr gelegen.

Die Strategie

Bislang hat Apple viel Erfolg damit gehabt, teure Produkte zu verkaufen. Apple versteht es noch immer bestens, mit seinen Elektronikspielzeugen ein Lebensgefühl zu transportieren, Bedürfnisse zu wecken. Dafür ist die Kundschaft bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Auch deshalb konnte der Konzern so fantastische Gewinne erzielen. Das Spitzenmodell von Apples iPhone kostet etwa in Deutschland rund 900 Euro, vergleichbare Modelle der Konkurrenz sind schon für 400 Euro weniger zu haben.

Allerdings gibt es erste Anzeichen, dass Apple zumindest seine Produktpalette nach unten abrunden könnte. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, der Konzern könne noch in diesem Frühjahr eine Billigversion seines beliebten Smartphones iPhone auf den Markt bringen. Das wäre nur folgerichtig. Denn in Apples zweitwichtigstem Markt, der Volksrepublik China, boomen vor allem Smartphones bis 200 Dollar. Und da hat Apple zurzeit nichts zu bieten.

Zudem verkauft sich das neueste iPhone 5 nicht so wie erhofft. Vor gut einer Woche war durchgesickert, dass der Konzern die Bestellung von Bauteilen für sein Premiumhandy zurückgefahren hatte. Schon damals sackte der Börsenkurs ab. Die Apple-Aktie ist zurzeit etwa 514 Dollar wert, im September 2012 hatte sie noch bei 705 Dollar gestanden – ein Minus von 27 Prozent. Das ist vor allem für die Anleger schmerzlich, die zum damaligen Zeitpunkt einstiegen in dem Glauben, der Kurs könne noch weiter zulegen.

Die Märkte

Apples wichtigster Markt bleiben auch mittelfristig die USA. Hier setzen die Kalifornier die meisten Geräte ab, konnten den Absatz sogar noch steigern. Trotzdem verlieren sie Marktanteile. Weil der Markt noch stärker wächst. Davon profitieren vor allem mobile Geräte auf Basis von Googles Betriebssystem Android. So verringerte sich Apples Marktanteil bei Tablets auf dem US-Markt im Jahr 2012 von 59,7 Prozent auf 50,4 Prozent.

Auch in Deutschland gerät der US-Konzern unter Druck. Jedes zweite hierzulande verkaufte Smartphone basiert auf dem An­droid-System. Bei den Herstellern hat Samsung die Nase vorn. Über 30 Prozent der verkauften Geräte sind Produkte der Koreaner. Apple, Erfinder des Smartphones, muss sich mit 21 Prozent Marktanteil begnügen. Und noch von anderer Seite droht dem US-Konzern Ungemach: Nokia, bei Smartphones bislang weit abgehängt, hat mittlerweile mit der Lumia-Reihe auf Windows-Basis wieder konkurrenzfähige Handys im Programm. Totgesagte leben länger.