Heute also ist der Tag der Abrechnung. Die Eigentümer des Konzerns Thyssen-Krupp haben das Wort. Und sie werden nach den Erschütterungen im Dezember davon reichlich Gebrauch machen. Drei Vorstände weg, fünf Milliarden Euro Verlust, Dutzende Manager rausgeworfen wegen unsauberer Geschäfte – es gibt nichtigere Anlässe, auf den Putz zu hauen. Es gibt auch geringere Anlässe, bei denen die Frage nach der Gesamtverantwortung gestellt wurde: Muss der Vorsitzende des Aufsichtsrates Gerhard Cromme angesichts dieses Schreckens die politische Verantwortung übernehmen, selbst wenn er vom Vorstand falsch informiert wurde? Oder: Ist ein mehr als zehn Jahre amtierender Aufsichtsratschef nicht zwangsläufig Teil einer Unternehmenskultur aus „Seilschaften und blinder Loyalität“ (Konzern-Chef Hiesinger)?
Es gibt gute Gründe, die Frage mit Ja zu beantworten. Eben wegen der Größe des Desasters, des Bedürfnisses nach einem reinigenden Neustart, nach Übernahme der Gesamtverantwortung. Es gibt aber auch den guten Grund, die späte, aber immerhin begonnene Erneuerung nicht durch ein Führungsvakuum an der Spitze zu gefährden. Thyssen-Krupp muss die schwerste Krise seiner Geschichte bewältigen. Darum geht es in erster Linie.